Worldwatch Institute: Vital Signs 1995

Ausgabe: 1996 | 2

Neben dem schon zum Klassiker gewordenen Jahrbuch "State of the World" gibt das Worldwatch Institute (Washington, D.C.) nun bereits zum vierten Mal mit seinen "Vital Signs" ein starkes Lebenszeichen von sich. In kompakter Form und aufgelockert durch zahlreiche grafische Darstellungen werden auf jeweils einer Doppelseite etwa 50 Trends der globalen ökologischen, ökonomischen und sozialen Entwicklung vorgestellt. Den größten Nutzen aus diesem Buch werden daher wohl auch jene Leser ziehen, die sich schnell einen Überblick über ein breites Spektrum von globalen Trends verschaffen wollen. Durch die Verknüpfung einzelner Entwicklungen können sich interessante Einblicke ergeben. Im Bereich der Nahrungsmittelversorgung wird etwa gezeigt, daß 1994 zwar die WeItgetreideproduktion wieder leicht angestiegen ist, die Lagerbestände an Getreide aber gesunken sind und - auf den Bedarf der Weltbevölkerung berechnet - nur mehr für 62 Tage reichen - 1987 waren es noch mehr als 100 Tage. Die Fleischproduktion weltweit erreichte hingegen sowohl was die Gesamtmenge als auch die Pro-Kopf-Produktion betrifft einen historischen Höchstwert. Für die Beurteilung der Aussagekraft dieser Durchschnittsdaten wären nun die länder- bzw. regionsspezifische Verteilung und Entwicklung von Fleischkonsum und Getreideverbrauch (jeweils pro Kopf) von Interesse. Im Text wird auf derartige Fragen zwar in der Regel hingewiesen, eine genauere Darstellung fällt jedoch bedauerlicherweise dem selbstauferlegten Zwang zur Kürze zum Opfer. Die meisten der angeführten Entwicklungstendenzen der Jahre 1994/95 sind wenig ermutigend: Die globalen C02-Emissionen sind gegenüber dem Vorjahr weiter angestiegen, die Tropenwälder wurden dezimiert, der Atommüll hat an Volumen zugenommen, die Unterschiede zwischen Armen und Reichen sind noch größer geworden, die Weltbevölkerung wächst ungebremst und die Zahl der H IV-Infizierten ist ebenso im Steigen wie die Zahl der Todesfälle durch Krebs. Einen Hauch von Zukunftsoptimismus verbreiten zumindest Trends wie der fortgesetzte Abbau der Atomwaffenarsenale in den letzten Jahren, die relativ starke Zunahme der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie und die Stagnation einiger umweltbelastender Formen der Energieumwandlung wie Atomenergie und Kohle. W Sch.

 

Brown, Lester R.: Vital Signs 1995. The Trends That Are Shaping Our Future. Worldwatch Institute. New York, London 1995. 176 S.