Stella Schaller et al.: Zukunftsbilder 2045

Zukunftsbilder

Ausgabe: 2024 | 1
Zukunftsbilder

Um den notwendigen Wandel attraktiv und andere Zukunftsentwürfe vorstellbar zu machen, brauchen wir neue Bilder dieser Zukunft. Ein vom Thinktank Reinventing Society um Stella Schaller und Lino Zeddies gemeinsam mit der taz-Journalistin Ute Scheub herausgegebener Band enthält zahlreiche solche Geschichten einer anderen, ökologischen Wirtschaft und

Gesellschaft. Eine Journalistin macht fiktive Reisen in unterschiedliche deutsche, österreichische und Schweizer Städte des Jahres 2045. Sie trifft Menschen in Stadtverwaltungen, Bürgerinitiativen, Start-ups und Politik. Diese schildern ihr, wir sich ihre Stadt verändert hat und welche Ereignisse dazu geführt haben. Stadtaufnahmen aus der Jetzt-Zeit werden bunte Zukunftsbilder der Städte aus dem Jahr 2045, illustriert von Sebastian Vollmar, gegenübergestellt. Viele Gebäude sind begrünt, die Dächer mit Fotovoltaik-Paneelen ausgestattet. Autos sieht man wenige, dafür viele Radfahrende und Fußgänger:innen. Die Städte gehören wieder den Menschen, öffentliche Räume laden zum Verweilen und Flanieren ein. Breiten Raum nehmen Stadtgärten, Permakultur-Anlagen, Glashäuser und renaturierte Brachflächen ein. „Gemüse und Gemeinschaftsgeist“ (S. 24) lautet eine der Kapitelüberschriften. „Regenerator“ und „Transformationsbegleiter“ (S. 27) sind zu wichtigen, neuen Berufen in der Stadtentwicklung geworden.

Moderne Technik und Naturverbundenheit

Auf moderne Technik wird nicht verzichtet – im Gegenteil. Neuartige „Windwheels“ auf Hamburger Bürotürmen erzeugen Strom, im Hafen ankern wasserstoffbetriebene Schiffe, ein Solarflugzeug, „gefertigt im Airbus-Werk in Finkenwerder, befindet sich im Landeanflug“ (S. 33). Die Zukunft wird keineswegs idyllisiert, jede Stadt braucht auch in Zukunft Unternehmen und wirtschaftliche Potenz. Doch die alten Industrien sind passé. Ein Werftgelände in Bremerhaven wurde beispielsweise zu einem klimaneutralen Gewerbe- und Wohngebiet mit ergänzenden Freizeitanlagen umgebaut. Die Finanzmetropole Frankfurt hat sich der Donut-Ökonomie verschrieben, die daraus resultierenden gemeinwohlorientierten Banken und Unternehmen gestalten das Stadtbild maßgeblich mit. Auf dem Paradeplatz in Zürich residiert ebenfalls eine Bank für Gemeinwohl sowie eine „Akademie für Lebenskultur“ (S. 136). Gesprochen wird von „Verantwortungseigentum“ (S. 129). Wien besticht durch seine Schanigärten und Kaffeehäuser mit viel Platz im Freien. Die Wiener Urania darf in den Abendstunden kostenfrei von Bürgerinitiativen genutzt werden.

Wir brauchen ein Bild für die Zukunft

„Was wir brauchen, ist Begeisterung und Tatkraft für das Neue. Wir müssen Lust bekommen auf die Zukunft, die wir mitgestalten wollen. Und dafür brauchen wir ein Bild dieser Zukunft“ – damit beschreibt das Team von Reinventing Society das Ziel seiner Arbeit. Mit dem vorliegenden reich bebilderten Band ist dies hervorragend gelungen. Mit einem Fragebogen werden wir abschließend eingeladen, die Vision unserer Stadt zu entwickeln.