Julia Zilles, Emily Drewing, Julia Janik (Hg.)

Umkämpfte Zukunft

Ausgabe: 2023 | 4
Umkämpfte Zukunft

„Die Zukunft ist umkämpft“, schreibt Berthold Vogel im Vorwort des von Julia Zilles, Emily Drewing und Julia Janik herausgegebenen Sammelbandes „Umkämpfte Zukunft“. Der Kampfbegriff, den die soziologischen und politikwissenschaftlichen Beiträge aufgreifen, orientiert sich eng am aktuellen Geschehen: dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und der damit verbundene Energiekrise, der Covid-19-Pandemie mitsamt ihren globalen Einschränkungen des öffentlichen sowie privaten Lebens und schließlich dem immer drastischer werdenden Klimawandel mit aktivistischen Forderungen nach politischem Handeln. Die Beiträge setzen sich mit den Feldern der Wissenschaft, Politik und Wirtschaft auseinander und analysieren ihre Akteur:innen im Hinblick auf Zukunftsentwürfe, die angesichts des Klimawandels auch den demokratischen Ansprüchen der Öffentlichkeit zu entsprechen haben. Dass der Begriff der Nachhaltigkeit nicht immer „umweltfreundliches“ Verhalten meint und u. a. oft soziale Fragen nicht berücksichtigt, ist eine wesentliche Argumentationslinie der Herausgeberinnen. Es ist positiv hervorzuheben, dass die Herausgeberinnen nicht von einer einheitlichen Meinung und einer homogenen Gruppe ausgehen, sondern gerade die Vielstimmigkeit, die den Diskurs um den Klimawandel prägt, als Ausgangspunkt ihrer Argumentationen und als Rahmung des Sammelbandes wählen. Sie unterscheiden nicht nur zwischen Kritiker:innen und Unterstützer:innen der Maßnahmen zur Eindämmung klimaschädlichen Verhaltens, sondern differenzieren auch innerhalb dieser Gruppen. So bedienen sich etwa unterschiedliche Klimaschutzbewegungen einer unterschiedlichen Sprache, um auf die Auswirkungen des Klimawandels zu verweisen, und entwerfen damit unterschiedlich radikale bzw. dystopische Zukunftsvisionen. Protestbewegungen und Kritiker:innen der Klimaschutzbewegung äußern trotz Ablehnung etwa der Errichtung von Windkraftanlagen Kritik am wachstumsbasierten Wohlstandsmodell, was sie wiederum mit den Klimaaktivist:innen verbindet, so die Herausgeber:innen. Der Sammelband liefert eine differenzierte Analyse aus unterschiedlichen Perspektiven auf Zukunftsentwürfe in einer Welt, die sich maßgeblich durch menschliches Handeln verändert. Der Bezug in Fragen des Klimaschutzes auf die Demokratie und damit auf das stete Aushandeln gesellschaftlicher und sozialer Agenden macht die Lektüre besonders empfehlenswert.