Wissenschaft kann Hoffnungen wecken oder Angst machen

Ausgabe: 1998 | 4

Wissenschaft kann nicht nur Hoffnungen wecken, sondern auch Angst machen - Angst vor der Zerstörung und Manipulation der Natur, Angst vor einer von Wissenschaftlern beherrschten Zukunft. Umso mehr muß sie sich heute der Diskussion stellen. Dies wird umso glaubwürdiger, kommen die Fragen aus der Feder eines Insiders, jener des Biologen und Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft.

Hubert Markl erklärt zunächst überaus anschaulich, warum wir in natürliche Abläufe und Lebensräume eingreifen müssen, um das Überleben der Menscheit zu sichern. Er plädiert vehement für eine verantwortungsbewußte Einflußnahme. Die Natur ist für ihn jener Teil der irdischen Lebenswirklichkeit, den der Mensch "gestattet und vor allem gestaltet': Denn die größte Gefahr geht für den Wissenschaftler nicht von der Innovation von Lebensweisen, Produktionsverfahren und Konsumgütern aus, sondern "vom Festhalten an dem, was uns davon bis heute vertraut und verfügbar ist" (S. 21).

In verschiedenen Abschnitten schildert Markl den "Platz des Menschen in der Natur'; Aufgaben der Naturforschung für den Fortschritt sowie den Zusammenhang von Wissen, Macht und Politik. Wissenschaft kann und muß, so Markl, als ein das Überleben der Menschheit sicherndes Werk erkannt werden. Der wichtigste Auftrag des Menschen sei es, "seine Reproduktion zu zügeln, was nichts anderes bedeutet, als endgültig bis zur Ersatzvermehrung (oder gar darunter) begrenzend Hand anzulegen" (S. 156). Er hält es deshalb geradezu für ein schweres moralisches Versagen, sittlich und menschenrechtlich vertretbare Methoden der Empfängnisverhütung den Menschen vorzuenthalten.

Insgesamt erachtet der Autor die Wissenschaft als einzig probates Mittel gegen Zukunftsangst, wenn es ihr gelingt, sowohl ihre ökonomischen als auch quantitativen Grenzen zu erkennen und darüber hinaus kostengünstigere Wege zu erschließen, die menschlich-wissenschaftliche Kreativität zu fördern und wirtschaftlich wirksam werden zu lassen. Dann könnte, so Markl optimistisch, eine neue Blüte menschlicher Kultur bevorstehen.

A. A.

Markl, Hubert: Wissenschaft gegen Zukunftsangst. München (u. a.): Hanser, 1998. 361 S., DM 45,- / sFr 42,50 / ÖS 329,-