Dieser Sammelband beleuchtet das „Spannungsfeld zwischen Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft, unabhängiger und interessensgeleiteter Forschung, exakten Methoden und komplexen Lebensbedingungen.“ (S. 9) Die Ausgangslage hierfür bildete eine interdisziplinäre Ringvorlesung im Sommersemester 2018 an der Universität Salzburg mit dem Ziel, Leser:innen „für die Wechselbeziehungen zwischen wissenschaftlicher Theorie, universitärem Selbstverständnis und gesellschaftlicher Verantwortung zu sensibilisieren“ (S. 10). Die Beiträge umfassen ein breites Themenspektrum und reichen vom „Politischen der Germanistik“ (Siegrid Schmidt) über Aspekte der angewandten Sozialforschung und Sozioökonomie (Andrea Schmidt) bis hin zur „Rechtswissenschaft als politisches Handlungsinstrument“ (Nikolaus Dimmel).
Max Preglau befasst sich in seinem Beitrag im Kontext der Kritischen Theorie und Öffentlichen Soziologie mit der Frage, ob beziehungsweise wo es in den jüngsten Entwicklungen Politisches in der Wissenschaft gibt. Als Zäsur führt Preglau dabei die Reform des Universitätsgesetzes 2002 an, welches zu einem nachhaltigen Paradigmenwechsel des universitären Betriebs geführt hat, womit sich auch die Führung und Organisation von Universitäten nach dem Vorbild der Privatwirtschaft auszurichten begann. Durch den verschobenen Fokus in Richtung „Beschäftigungsfähigkeit“ (die Lehre betreffend) sowie zur zunehmenden Relevanz von Drittmitteln, richtet sich auch die Forschung nach den Präferenzen des akademischen Mainstreams aus. Zusammenfassend konstatiert der Autor sich verschlechternde Bedingungen der „Öffentlichen Soziologie und Kritischen Theorie“, betont dabei jedoch ein neues Aufgabenfeld für diese Disziplin: „Brückenbauen zwischen den isolierten selbstbezüglichen sozialen Echokammern.“ (S. 34)
Sowohl die Beiträge aus den Ringvorlesungen als auch die ergänzenden Texte geben Einblick in die unterschiedlichen Disziplinen und setzen Entwicklungen im eigenen Feld in gesellschaftspolitische Kontexte. Wie auch im Vorwort ausgeführt, erfüllt dieser Sammelband somit einen wichtigen Beitrag, „um den Nebel der Verhältnisse zu lichten, universitäts- und wissenschaftspolitische Analysen zu schärfen und Studierende sowie Studienvertreter*innen bei ihrer Suche nach Handlungsmöglichkeiten zu unterstützen.“ (S. 14)