In zahlreichen Beiträgen wird wiederholt darauf hingewiesen, dass Maßnahmen gegen die Krise nur in globalem bzw. europäischem Maßstab sinnvoll sind. Die Politik missbraucht diese gutgemeinten Ansätze nicht ungern als Vorwand, nichts machen zu können. An dieser Stelle sei an die sich bereits seit dem Zweiten Weltkrieg herausbildenden internationalen Finanzstrukturen erinnert. Anhand der World Economic Governance (WEG) zeigt Uwe Andersen im Band „Weltwirtschaftskrise“ u. a. die Entwicklung des IWF und der Weltbank auf, und beschreibt die Rolle des Wirtschafts- und Sozialrats der UNO (ECOSOC), einem Koordinationsorgan für alle wirtschaftlichen und sozialen Belange und Institutionen, aber auch der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die schon 1930 im Zusammenhang mit der Abwicklung der deutschen Reparationen gegründet wurde. Der Autor sieht die Etablierung der G 20, deren Mitglieder etwa 90 Prozent des Bruttonationalproduktes (BNP) der Welt und etwa 80 Prozent des Welthandels sowie zwei Drittel der Weltbevölkerung repräsentieren, als wichtigen Schritt in Richtung WEG. Neben den formellen internationalen Regierungsorganisationen und dem internationalen staatlichen Club der G 20 spielten aber auch internationale NGOs wie ATTAC und Greenpeace eine wichtige Rolle. Fest steht für Anderson, dass der IWF sich als einer der Hauptgewinner der Krise, die UNO sich dagegen als Krisenverlierer erweisen werden. Allerdings deuten Forderungen von Spitzenpolitikern (Merkel, Juncker) nach einem Weltwirtschaftsrat analog dem Weltsicherheitsrat der UN darauf hin, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Der Autor befürchtet allerdings bei nachlassendem aktuellen Krisendruck und parallel erstarktem Widerstand nationaler Interessengruppen, dass sich das Zeitfenster für weiterreichende Reformen schließen werde. Immerhin hat, so seine Einschätzung, die Weltwirtschaftskrise „eine neue, verschärfte Diskussion über die Rolle des Staates in der Wirtschaft ausgelöst“ (S. 134). Elmar Altvater hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass „die Globalisierung zwar die Reichweite der Marktregulation ausgedehnt, aber keine globale Staatlichkeit hervorgebracht“ hat (S. 35). Das Problem bestehe in der „Diskrepanz zwischen weitestgehender globaler privatwirtschaftlicher Integration gerade im Finanzsektor und der eng begrenzten Integration bei der Rahmensetzung durch die politischen, überwiegend nationalen Akteure“ (S. 10).
Weltwirtschaftskrise - Eine Systemkrise? Hrsg. v. Uwe Andersen. Wochenschau-Verl., 2009. 176 S., € 9,80 [D], 10,10 [A], sFr 16,80; ISBN 978-3899744927