Eske Bockelmann

Das Geld

Ausgabe: 2022 | 1
Das Geld

Der Klappentext von Eske Bockelmanns Buch Das Geld verspricht viel! Eine „bahnbrechende Untersuchung“ über das Geld, die Zusammenhänge zwischen Kapital, Wert und den kapitalistischen Staat. „Revolutionär, noch über Marx hinaus“ sei die Analyse, so die Ankündigung. Das macht neugierig und steigert die Vorfreude. Es legt jedoch die Latte, an dem sich das Kommende nun messen lassen muss, auch entsprechend hoch. Denn das Vorhaben ist durchaus ambitioniert: Bockelmann will die Geschichte des Geldes von Grund auf neu schreiben. Mehr noch, Ziel des Buches sei es, ein für alle Mal zu klären, was Geld denn überhaupt ist und warum es solche Macht über uns ausübt.

Um die Frage nach dem Wesen des Geldes beantworten zu können, müsse dieses jedoch zunächst von dem unterschieden werden, was kein Geld ist bzw. kein Geld gewesen ist. Dem Autor geht es dabei auch um eine historische Rekonstruktion: Wann ist das Geld überhaupt in die Welt gekommen? Und ab wann kann man von Geld im heutigen Sinne sprechen?

In den ersten beiden Teilen des Buches widmet sich Bockelman der Vor- bzw. Entstehungsgeschichte des Geldes und unterscheidet dieses von vormodernen Zahlungsmitteln. Die bloße Existenz und Verwendung von Münzen sei etwa noch keine hinreichende Bedingung für die Existenz von Geld und Geldwesen. Der dritte Teil behandelt schließlich das Geld im heutigen Sinne und seine Funktionsweise in der modernen kapitalistischen Gesellschaft.

Hier geht die Argumentation jedoch nicht über Marx hinaus, sondern übergeht ihn. Nicht die Trennung in Besitzende und Besitzlose, also der immanente Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit sei die Ursache der Probleme der kapitalistischen Gesellschaft, sondern die Existenz des Geldes an sich. Wenn Bockelmann argumentiert, dass Geld in erster Linie deshalb als Geld existiert, weil wir es als solches anerkennen und daran glauben – und er gleichzeitig den Wert einer Ware aus diesem Glauben ableitet – dann unterschätzt diese Betrachtung jedoch die realen gesellschaftlichen (Macht-)Verhältnisse im Kapitalismus und reduziert Geld auf eine immaterielle Glaubensfrage.

Das macht Bockelmanns Buch nicht weniger spannend und faszinierend zu lesen. Jedoch wird die Argumentation dem eigenen Anspruch nicht immer gerecht und bleibt bisweilen unterkomplex und lückenhaft.