Armin Falk

Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein

Online Special
Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein

Einer der einflussreichsten deutschen Ökonomen, Armin Falk, der an der Universität Bonn forscht und lehrt, präsentiert mit „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“ ein Buch, das die großen Linien seiner Arbeiten zur Moralität, Altruismus und Prosozialität für eine breite Leserschaft aufbereitet.

Mit Witz nennt Falk unseren Alltag eine einzige Zumutung, welche darin besteht, dass dieser uns herausfordert, immer wieder zwischen Gut und Böse, zwischen Richtig und Falsch zu entscheiden. Selbst bei einer Definition von Gut, die auf einem Minimalkonsens beruht, jemanden anderen nicht absichtsvoll oder aus niedrigen Motiven einen Schmerz oder Schaden zu zufügen, scheitern wir viel häufiger als es uns lieb sein kann (auch wenn wir uns selbst gern darüber belügen). Den Ausgangspunkt der weiteren Betrachtungen stellt das Spannungsverhältnis zwischen Eigen- und Fremdinteressen dar, das stets abgewogen wird.

Anhand vorwiegend eigener Forschungsarbeiten zeigt Falk auf, wie sich der Mensch beim moralischen Handeln unterstützen, aber noch viel häufiger durch situative Faktoren zum Bösen verführen lässt. Und das, obwohl die meisten von uns gut sein möchten und auch von anderen als gut angesehen werden wollen. Unter den verschiedenen individuellen und situativen Faktoren sticht für mich in der Diskussion der Glaube des Handelnden hervor, keinen Einfluss auf den Ausgang einer Situation oder Entscheidung zu haben. In den Worten von Falk: nicht pivotal zu sein. Und in einfachen Worten: Wenn ich es nicht mache, dann macht es halt ein anderer – es ist doch egal. Eine tückische Argumentationslinie, auf die, um ein Beispiel Falks aufzugreifen, sich auch Ärzte im KZ Ausschwitz beriefen.

Vor dem Hintergrund unserer globalisierten Welt und dem vorherrschenden Wirtschaftssystem mag im Alltag schnell der Eindruck entstehen, dass das eigene Handeln keinen Unterschied macht. Dem stellt sich Falk auf zwei Ebenen entgegen. Einerseits zeigen die Ergebnisse eines Feldexperiments im Rahmen des Mentoringprogramms Balu und Du, dass jeder als Vorbild für prosoziales Verhalten wirken kann. Andererseits appelliert Falk an die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen – Mehr Kant wagen! – sich in seinem Handeln von einer Prinzipienorientierung leiten zu lassen, um das Gute in die Welt zu bringen.