Warum der Kapitalismus noch nicht triumphieren kann

Ausgabe: 1991 | 2

"Inflation ist schön, nur ihr Ende ist fürchterlich, aber es kommt" - so lautet eine der Anzeigen, die der aus einer Banker-Dynastie kommende finanzpolitische Querdenker und Autor des Buches regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schalten lässt. Und so wie mit diesen Knallkörpern im Anzeigenteil will er auch mit dem Buch die Öffentlichkeit aufrütteln und für die haarsträubende Geldpolitik empfindlich machen, die schon seit Jahrzehnten betrieben wird. Es gilt, die Inflation, Geisel der Weltwirtschaft, zu bekämpfen, und zwar nicht mit der klassischen falschen Maßnahme einer Erhöhung der Zinsen, sondern - wie der mit dem Spitznamen "Hackethal der Finanzpolitik" ausgezeichnete Freiherr versichert - durch eine Senkung derselben. Der Sozialismus ist zwar pleite, doch der Kapitalismus leider überschuldet, wobei der babylonische Schuldenturm trotz immer fragwürdiger werdenden statischen Verhältnissen nur deshalb noch nicht mit unvermeidlichem Crash zusammengebrochen ist, weil die Gläubiger in ihrer überwältigenden Mehrzahl keine Zweifel an der Erfüllbarkeit der vielen von ihnen gehaltenen Forderungen und Zahlungsansprüchen aufkommen lassen. Weil nicht die Menge der Zahlungsmittel, sondern die Summe aller Schulden die Summe allen Geldes ist, tritt von Bethmann u.a. für die Schaffung einer neuen, weltweit oder zumindest europaweit gültigen Währung ein. Nur so kann dem Kapitalismus zu jenem Sieg verholfen werden, den er verdient. Finanzpolitik Kapitalismus

Bethmann, Johann Ph. v.: Das Kartenhaus unseres Wohlstandes. Warum der Kapitalismus noch nicht triumphieren kann. Düsseldorf (u.a.): Econ-Verl., 1991. 2145., DM 39,80/ sFr 33,70 / öS 310,40