Man wird keine kausalgeschichtlichen Zusammenhänge daraus ableiten wollen, daß der Sekretär Abraham Lincolns den Namen Kennedy, der Präsident gleichen Namens hingegen einen Sekretär namens Lincoln hatte. Auch -die Tatsache, daß Kennedy exakt hundert Jahre nach den tödlichen Schüssen auf Lincoln einem Attentat zum Opfer fiel, mag man den Launen der Geschichte zurechnen. Sucht man indes nach weiteren Parallelen, so liegt der Schluß nahe, daß der "Erfolg" des ersten Präsidentenmordes gewissermaßen das „Drehbuch“ für den zweiten lieferte. Zufall oder Notwendigkeit? Vor diese Frage wird der Leser dieses kurzweilig geschriebenen Buches immer wieder gestellt. Denn Wehrenalp hat Kurioses, Bedenkenswertes und tatsächlich auch Unglaubliches aus fast allen Bereichen der Geschichte zusammengetragen: Potemkin, so erfährt der Leser beispielsweise, hinterließ vieles, doch keine täuschenden Fassaden, die ihn in aller Welt berühmt machen sollten. (Dieses untilgbare Gerücht stammt übrigens von einem mißgünstigen sächsischen Diplomaten.) Thomas Mann hatte die größten Probleme, seine „Buddenbrooks" zu verlegen (bis heute etwa 6 Mio. Exemplare und 25 Übersetzungen). Man liest mit Erstaunen, daß "im J(ahre) 1624 Papst Urban VIII. alle in den Bann (that), die Taback in der Kirche nehmen würden, weil ihn schon damals spanische Geistliche unter der Messe nahmen". An dieser Stelle von besonderem Interesse sind Prognosen, die teils verblüffende Annäherungen an die Wirklichkeit, teils aber bloße Chimären sind, -sobald sie an den Fakten geprüft werden. Eine Fülle teils präziser Vorweg nahmen unserer Zeit sowie durchaus wahrscheinlicher technischer und sozialer Entwicklungen zitiert Wehrenalp aus dem (vermutlich) 1909 erschienenen Sammelband "Die Welt in hundert Jahren", hrsg. v. Arthur Brehmer gehört zu den interessantesten Titeln unserer Bibliothek. Die Irrungen eines Experten namens Hermann Kahn werden hingegen zurecht als Gegenbeispiel angeführt. Von den doch zu unkritischen Äußerungen über die Gefahren der Gentechnik einmal abgesehen das "Spiel mit dem Leben" ist zu ernst, um als bloßes Faszinosum des erfinderischen Menschengeistes in eine Reihe außergewöhnlicher Begebenheiten eingeordnet zu werden -, verspricht die Lektüre anspruchsvolle Unterhaltung. In der Tradition des „reader's digest" wird jedem etwas geboten, durchaus originell, wenn auch nicht originär.
Wehrenalp, Erwin Barth v.: Man sollte es nicht für möglich halten. Unglaubliches aus der Weltgeschichte. Düsseldorf (u. a.): Econ, 1988.288 S.