Ungewollte Selbstzerstörung

Ausgabe: 1990 | 4

In diesem Buch geht es um das soziologische Verständnis katastrophaler Entwicklungsprozesse. Dabei ist die zentrale Frage, was die Soziologie zum Verständnis und zur Abwehr solcher Tendenzen beitragen kann. H. Dreitzel beschäftigt sich mit der Rolle der Angst vor der schleichenden Katastrophe als Voraussetzung eines ökologischen Bewusstseins und als Hemmschuh für entsprechende Handlungen. Er hält die Entwicklung einer "reflexiven Sinnlichkeit" für eine notwendige Bedingung zur Abwehr bzw. zur qualitativen Veränderung katastrophaler Entwicklungsprozesse. Optimistisch macht H. Berking klar, dass neue soziale Protestbewegungen der Ort sind, wo sich Betroffenheit artikulieren und Druck auf das politische System ausgeübt werden kann. E. Stölting analysiert die politischen und H. E. Latzke die juristischen Spuren, auf denen die" Risikogesellschaft" ihren Weg ins ökologische Desaster abfedert. R. Lindner versteht die Medien kritisch als Normalisierungsagenturen, die" in der Kultur vor dem Weltuntergang jede Einzelkatastrophe und ihre Handhabung (als) Zeichen von Normalität" sehen. Schließlich resümiert H. Stenger wissenssoziologische Überlegungen zur Bewusstseinsbildung. Für ihn ist Katastrophenwissen die Informiertheit über viele zukunftsbedrohende Entwicklungen. Er hält emotionale Betroffenheit für die Grundlage von Umweltbewusstsein, wobei er einräumt, dass Appelle eines solchen Bewusstseins nicht ohne weiteres zu entsprechendem Verhalten führen. 

Ungewollte Selbstzerstörung. Reflexionen über den Umgang mit katastrophalen Entwicklungen. Hrsg. v. Hans P. Dreitzel u. Horst Stenger. Frankfurt. (u.a.): Campus-Ver/., 1990. 205 S. (Reihe Campus; 1035) DM 22,80 / sFr 19,30/ öS 117,80