Ökologische Industriegesellschaft

Ausgabe: 1990 | 4

Neben den üblichen Situationsanalysen, die bekannter Maßen katastrophal ausfallen, werden in den vorliegenden Bänden praktische und teilweise bereits erprobte Konzepte für den ökologischen Umbau vorgestellt. Die „Rettungsversuche" des ersten Buches werden für die Bereiche Energiepolitik, Chemie, Landwirtschaft, Verkehr und Abfall vorgenommen. So möchte beispielsweise H. Lehmann den 3-S-Pfad Sonne, Sparen, Speichern beschreiten. U. Baedeker berichtet vom Befinden des Rheins und über mögliche Sanierungskonzepte für unsere Gewässer. Ch. Kopper plädiert für einen konsequenten Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und der Bahn. Im zweiten Buch beschäftigt sich Werner Müller mit der Verknüpfung von ökologischen und ökonomischen Kreislaufsystemen als Gebot der Stunde. Im Vordergrund seiner Ausführungen steht das Vermeidungsprinzip "als grundlegendes und wichtiges Ziel wirksamer Umweltpolitik" . Anhand zahlreicher Beispiele werden Möglichkeiten vorsorglicher Planung im Bereich Produktions- und Verfahrenstechnik, Rohstoff- und Ressourcenschonung sowie umweltverträglicher Ersatzstoffe aufgezeigt. Müller hält zudem 1 Million zusätzliche Arbeitsplätze aus der ökologischen Modernisierung der Industriegesellschaft für möglich, wobei dem technischen Fortschritt eine nicht unerhebliche Bedeutung zukommt. In beiden Bänden werden die Möglichkeiten von Ökosteuern diskutiert. Müller verweist auf die vom Heidelberger "Umwelt- und Prognose-Institut" (UPI) vorgeschlagenen 35 Varianten. Nachgedacht wird über die Notwendigkeit der Monetarisierung von Umweltgütern, eine Veränderung der Steuertatbestände und Aufgaben der Kommunen als Instanz der Gebührenfestlegung für Wasser und Abfall. Den gemeinsamen Nenner bildet das Motto: "Global denken -lokal handeln".

Weitere interessante Beiträge zum Thema liefern: Weber, Karl-Wilhelm: Smog über Attika. Umweltverhalten im Altertum. Zürich (u.a.): Artemis-Verl., 1990. 223 S., DM 39,80/ sFr 34,10/ öS 31 OAO. Faktenreich belegt der Autor, dass schon im Altertum die Umwelt als Selbstbedienungsladen betrachtet wurde und ökonomischer Nutzen mögliche Gefahren verschleierte. Über die Notwendigkeit einer unabhängigen Umwelttoxikologie und die Tatsache, dass für Mensch und Umwelt die Grenzen der Belastbarkeit vielfach überschritten sind, berichten: Wassermann, Otmar; Alsen-Hinrichs, Carsten; Simonis, Udo E.: Die schleichende Vergiftung. Die Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht. Frankfurt/M.: Fischer, 1990. 146 S., DM 12,80 / sFr 11,- / öS 99,80. Industriegesellschaft Ökologie 

Müller, Werner: Ökologische Industriegesellschaft. Umweltschutz, Arbeitsplätze, Technischer Fortschritt. Heidelberg: Decker& Müller, 1990. 186 S. (Heidelberger Wegweiser) DM 16,80/ sFr 14,20/ öS 131,