Umweltpolitik, -analyse & Staatsversagen

Ausgabe: 1998 | 2

Der 60. Geburtstag eines Pioniers der politischen Umweltforschung ist Anlaß der Herausgabe des vorliegenden Sammelbandes: Mit der Fragestellung "Wie das Industriesystem von seinen Mißständen profitiert" (Opladen: Westdeutscher Verlag 1979) betrat Martin Jänicke die Bühne der politischen Ökologie. Die These des Leiters der Forschungsstelle für Umweltpolitik an der FU Berlin vom ”Staatsversagen" (München, Zürich: Piper 1986) wurde schließlich zu einem Schlüsselwerk, das der Ökologiedebatte bis heute wesentliche Impulse verleiht.

Fünf Hauptteile strukturieren die Publikation, an der rund 70 (!) WissenschafterInnen mitwirkten; Mitstreiterinnen gleichermaßen wie Vertreterinnen einer neuen WissenschaftlernInengeneration. „Ad Personam Martin Jänicke" umfaßt Würdigung des wissenschaftlichen Werkes des Jubilars wie Anregungen an den Forscher gleichermaßen. Skepsis prägt dabei die begriffskritische Hinterfragung Wolf Dieter Narrs von "Natur" in Ökologiediskursen. Perspektiven und Realisierungschancen ökologisch orientierter Umweltpolitik werden unter dem Titel "Globaler Wandel und Sustainability" behandelt. In diesem Kontext plädiert Daniel Mazmanian für die politikwissenschaftliche Fundierung gestalterischer, ökologischer Politik. Ähnlich argumentiert auch Manfred Binder, der im dritten Hauptkapitel ”Staats-, Markt- und Gesellschaftsversagen" - davor warnt, das Jänickesche Verdikt vom ”Staatsversagen" in eine Absage an staatliche Steuerungsmechanismen münden zu lassen. Mit den Begriffen ”Kapazitätsbildung und Umweltpolitikanalyse" wird der vierte Teil überschrieben. Volker von Prittwitz analysiert hier - unter Verwendung des Jänicke-Begriffs "bürokratisch-industrieller Komplex" - die Möglichkeiten einer Modernisierung der Verwaltung. "

Erfolgsbedingungen von Umweltpolitik", so der fünfte Hauptteil, stehen zweifellos in Verbindung mit der Organisierbarkeit ökologischer Interessen. Trotz des (möglicherweise unauflösbaren) Spannungsfeldes von grüner Partei und Ökologiebewegung hält Joachim Raschke an der Notwendigkeit einer parteipolitischen Organisation ökologischer Ideen fest. Eine ausführliche Bibliographie des Wissenschaftlers Martin Jänicke beschließt den Band. Viele der durchwegs ansprechend formulierten Beiträge basieren auf Ansätzen und Fragestellungen Martin Jänickes; sie verweisen zudem auf das breitgefächerte Spektrum des Ökologiethemas in den Sozialwissenschaften.

G.S.

Umweltpolitik  und Staatsversagen. Perspektiven und Grenzen der Umweltpolitikanalyse. Festschrift für Martin Jänicke zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Lutz Metz ... Berlin: Ed. Sigma, 1997. 524 S., DM / sFr 58,- / öS  423,-