Theorie, Praxis und Selbstverständnis der Friedensforschung

Ausgabe: 1992 | 3

Reflexion des eigenen Arbeitens und kontinuierlicher Austausch mit Berufskolleginnen sind wichtige Elemente emanzipatorischen Forschungsverständnisses. Beide Aspekte werden in den 18 Beiträgen dieses von der deutschen Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung gestalteten Bandes realisiert. Ein erstes Resümee nach gut 20 Jahren Friedensforschung in der BRD: Der Ost-West-Konflikt und das (atomare) Wettrüsten haben lange Zeit eine starke Konzentration auf militärische Sicherheitsprobleme und Abrüstungsfragen bedingt, nun ist - dieses Buch zeugt davon eine Hinwendung zu einem umfassenderen Friedensbegriff und damit auch zu mehreren Forschungsansätzen und Themen festzustellen. Was sind die Grundbedingungen friedensstabiler Gesellschaften? Wie lassen sich die Erkenntnisse der Demokratie- und Zivilisationstheorie für die Friedensforschung nutzbar machen? Welche Bedeutung kommt der ökonomischen und sozialen Dimension zu? Welche systemimmanenten Faktoren stehen der Abrüstung entgegen (Beharrungskräfte des Militärs)? Wurde der Nord-Süd-Konflikt vernachlässigt und den Ursachen anhaltender Gewaltbereitschaft in bestimmten Regionen des Südens zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet? Diese Fragen sind von zentraler Bedeutung, nun, da der Ost-West-Konflikt zwar überwunden ist, dafür aber neue Konflikte aufbrechen, die Armut zwischen Nord und Süd weiterwächst, die großen Militärpotentiale (einschließlich der Rüstungsausgaben) weiterbestehen und neue Konfrontationslinien sich formieren (etwa Golfkrieg). Ein eingeführter wirtschaftlicher Friedensbegriff spricht von der "Abwesenheit von Hunger und Elend". Wenn das Ziel der Friedensforschung sein muss, Erkenntnisse für „friedenstaugliches Handeln" zu erarbeiten, dann spielt die Frage der Vermittlung eine wichtige Rolle. Daher erörtern eigene Beiträge das Verhältnis der Friedensforschung zu den Medien, zur Friedenserziehung sowie zur Friedensbewegung. H. H.

Dimensionen des Friedens. Theorie, Praxis und Selbstverständnis der Friedensforschung. Hrsg. v. Mathias Jopp. Baden-Baden: Nomos Verlagsges., 1992. 2705., DM 39,-/ sFr 33,-/ öS 304,20