Friedenspolitik: "Unterwegs zum Frieden!"

Ausgabe: 1998 | 4

Der Bogen des diesjährigen Friedensgutachtens dreier deutscher Forschungseinrichtungen spannt sich von Regionalanalysen (Nordirland, Balkan, Algerien, Naher Osten, Burma) über globale Fragestellungen (u. a. zur Debatte militärischer Interventionen, dem Problem von Kindersoldaten sowie zur Bedeutung nachhaltiger Entwicklung für den Frieden) bis hin zu Fragen europäischer (Föderales Europa, Dayton, russische Westpolitik) und deutscher Friedenspolitik (Asylproblematik, Plädoyer für ein republikanisches Staatsangehörigkeitsrecht, Rechtsextremismus in der Bundeswehr). Im Abschnitt Rüstung/Abrüstung werden u. a. die Perspektive einer vollständigen Nuklearabrüstung sowie die ”Erfolqsstory" des Anti-Personenminenvertrages dargestellt. Der einführende Überblick "zur Lage" enthält Positiv- und Negativtrends im Berichtszeitraum, "offene Fragen" und politiknahe Empfehlungen zu insgesamt 50 friedensrelevanten Agenden.

Im Zentrum des in deutsch-schweizerisch-österreichischer Koproduktion erstellten Friedensberichtes 1998 stehen erfolgreiche Beispiele konstruktiver Konfliktbearbeitung in Osteuropa sowie Analysen zur politischen, wirtschaftlichen und sozialen Genese von Konflikten in Afrika: Dieser Kontinent, der derzeit am stärksten von Gewalt betroffen ist - mit zehn Kriegen und zehn "bewaffneten Konflikten" (mit letzteren werden Auseinandersetzungen von kürzerer oder sporadisch aufflackernder Dauer bezeichnet) rangiert im Jahr 1997 an erster Stelle in der von der Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung Hamburg verfaßten Statistik. Daß weltweit die Zahl der Kriege seit 1992von über 50 auf 25 im Jahr 1997 abgenommen hat ("bewaffnete Konflikte" von kürzerer Dauer sind hier nicht gerechnet), kann nicht beruhigen, da die Welt noch weit von friedensfähigen Strukturen entfernt ist. Der weitgehenden Pazifizierung in den bürgerlich-kapitalistischen Weltzentren stehen die kriegslabilen Zonen in den Ländern des Südens gegenüber.

Wie vielgestaltig die Ursachen kriegerischer Gewalt sind, muß die Friedensforschung immer wieder aufzeigen. Die vorliegenden beiden Bände sind ein wertvoller Beitrag dazu.

H. H.


Friedensgutachten 1998. Institut für Friedensforschung und Friedenspolitik der Universität Hamburg ... Hrsg. v. R. Mutz ... Münster: Lit-verl., 1998.379 S., DM 24,80/ sFr 24,80 / ÖS 193,50

Friedensbericht 1998. Afrikanische Perspektiven. Theorie und Praxis ziviler Konfliktbearbeitung in Osteuropa. Ergebnisse der Internationalen State-of-Peace-Konferenz 1997. Hrsg. v. Österr. Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung ... Chur (u. a.): Ruegger-Verl., 1998. 398 S. (Dialog; 34) DM 50,20/ sFr 42,80 / ÖS 364,-