Sechs Bücher. Sechs Themen.

Ausgabe: 2021 | 3

Sechs kurze Rezensionen finden Sie nachfolgend, geschrieben von Luisa Wilczek, Katharina Kiening, Christina Grandl, Anna Kolckmann, Stefanie Gerold. Im Fokus: Bücher von Mohamed Amjahid, Rose Eveleth, Elif Shafak, Amanda Leduc, Joni Seager und Sarah Jaffe.

Mohamed Amjahid: Der weiße Fleck

„Ein Großteil der weiß-deutschen Bevölkerung […] bekommt auch nicht mit, dass er mit seinem historisch und wirtschaftlich gewachsenen Einfluss einen Unterschied in der Welt machen kann.“ Mohamed Amjahid bringt mit Der weiße Fleck schonungslos auf den Punkt, wie sich struktureller Rassismus äußert, was weiße Privilegien sind und wie tief rassistisches Denken in den vielen Köpfen unserer Gesellschaft verankert ist. 50 Handlungsempfehlungen liefert der Autor außerdem, um zu zeigen, wie sich einerseits dieses Denken verlernen und andererseits antirassistisches erlernen lässt. LW

Mohamed Amjahid: Der weiße Fleck. Piper Verlag, München 2021; 224 Seiten

Rose Eveleth: Flash Forward

Rose Eveleth produziert seit 2015 den Podcast Flash Forward: Da malt sie mögliche (und nicht ganz so mögliche) Zukunftsszenarien in Form von kurzen Hörspielen aus, um sie anschließend, umfassend recherchiert, auf ihre möglichen Auswirkungen hin zu untersuchen. Gemeinsam mit Matt Lubchansky und Sophie Goldstein hat sie diese Idee nun für ein neues Format adaptiert: Zwölf Comics gibt es hier, die in unterschiedlichste Zukünfte entführen. Nach jedem Ausflug kontextualisiert und reflektiert Eveleth das Gesehene essayistisch. Spaßmachend informierend und zukunftsinspirierend. KK

Rose Eveleth: Flash Forward. An Illustrated Guide to Possible (and Not so Possible) Tomorrows. Abrams Books, New York 2021; 272 Seiten

Elif Shafak: Hört einander zu!

„Wir erben unsere Lebensumstände und verbessern sie für die nächste Generation“ pflegte Elif Shafaks Großmutter zu sagen. In ihrem Buch Hört einander zu! gibt uns die Autorin Einblicke in ihre Kindheit und zeigt dadurch, wie sich die Gesellschaft gewandelt hat, vom puren Optimismus in eine bessere Zukunft hin zu Pessimismus und sogar Teilnahmslosigkeit. Sie hält uns an über unseren Tellerrand zu blicken, andere Meinungen zu hören, andere Geschichten anzuerkennen, kritisch mit den eigenen Denkmustern zu sein und gemeinsam den Mut aufzubringen die Zukunft zu verändern. CG

Elif Shafak: Hört einander zu! Kein und Aber Verlag, Zürich 2021, 96 Seiten

Amanda Leduc: Entstellt

Verwoben mit ihrer eigenen Biografie beleuchtet Amanda Leduc anhand von historischen und gegenwärtigen Beispielen, von den Gebrüdern Grimm bis zu aktuellen Disney-Darstellungen, wie Märchen das (Selbst-)Bild von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft beeinflussen und prägen. Behinderung wird in diesen Erzählungen entweder als Antrieb dargestellt, um einen scheinbaren Idealzustand wiederherzustellen, als Strafe oder als Metapher für das Böse. Leduc fordert ein neues Narrativ. Eines, dass, die soziokulturelle Macht von Märchen anerkennend, negative Stigmata aufbricht und abbaut, gelebte Diversität abbildet. AK

Amanda Leduc: Entstellt. Über Märchen, Behinderung und Teilhabe. Edition Nautilus, Hamburg 2021; 288 Seiten

Joni Seager: Der Frauenatlas

In 164 Grafiken und Karten wird auf die globalen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen aufmerksam gemacht. Zwei Beispiele: Fast zwei Drittel der insgesamt 780 Millionen Menschen, die nicht lesen können, sind weiblich. In vielen Ländern wird die Vergewaltigung der Ehefrau nicht explizit als Verbrechen eingestuft, in anderen ist diese Gewalttat sogar erlaubt. Ein informatives Nachschlagewerk, das zumindest zum Nachdenken und vielleicht sogar zum Handeln anregt. LW

Joni Seager: Der Frauenatlas. Ungleichheit verstehen. 164 Infografiken und Karten. Carl Hanser Verlag, München 2020; 208 Seiten

Sarah Jaffe: Work Won’t Love You Back

Arbeit soll Spaß machen, Anerkennung und Erfüllung stiften, so die gängige Annahme. Doch diese Vorstellung von Arbeit ist trügerisch, da sie Ausbeutungsmechanismen verschleiert und geringe Bezahlung rechtfertigt. Das zeigt Sarah Jaffe anhand von zehn verschiedenen Arbeitsbereichen, angefangen von Hausarbeit über Wissenschaft bis hin zu Sport. Das Buch regt an, das Verhältnis zur eigenen Arbeit zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was uns tatsächlich Freude und Zufriedenheit im Leben stiftet. SG

Sarah Jaffe: Work Won’t Love You Back. How Devotion to Our Jobs Keeps Us Exploited, Exhausted, and Alone. Bold Type Books, New York 2021; 432 Seiten