Bereits auf den ersten Seiten wird klar, dass sich nur schwer einheitliche Aussagen über die Bildungsstruktur oder die Position am Arbeitsmarkt von Migrant:innen treffen lassen. Gudrun Biffl beschreibt, dass Migrant:innen zwar häufiger einen Universitätsabschluss haben als die Aufnahmegesellschaft, gleichzeitig aber öfter gering qualifiziert sind (vgl. S. 50). Darüber hinaus bilden sich bestimmte Branchen heraus, welche einen besonders hohen Anteil an Menschen mit Migrationsgeschichte beschäftigen, 2020 war das vor allem die Land- und Forstwirtschaft, gefolgt vom Tourismus. Doch stimmt die Sorge, dass zu viele ausländische Arbeitskräfte die Chancen und Löhne österreichischer Beschäftigter reduzieren können? Biffl zeichnet ein differenziertes Bild: „Hoch qualifizierte Arbeitskräfte profitieren tendenziell von der Zuwanderung niedrig qualifizierter Arbeitskräfte durch steigende Löhne, während niedrig qualifizierte Arbeitskräfte durch Zuwanderung weiterer niedrig qualifizierter Arbeitskräfte unter stärkeren Konkurrenzdruck kommen“ (S. 75). Darüber hinaus spielt auch der rechtliche Status der Migrant:innen für den Arbeitsmarkt eine prägende Rolle, wenngleich die Ökonomin anführt, dass jene Gruppe, deren Integration auch über Arbeitsmarktpolitik geformt werden kann, überschaubar ist. 2019 war die Mehrheit der ausländischen Netto-Zugewanderten aus der EU bzw. des EWR und der Schweiz und hatten somit direkten Zugang zum Arbeitsmarkt. Die übrigen aus Drittstaaten zugewanderten Personen setzen sich zu einem großen Teil aus Familienzusammenführungen zusammen und so bleiben kaum mehr als 12 Prozent der derzeitigen Zuwanderung, die „über gezielte Maßnahmen der österreichischen Migrationspolitik beeinflusst werden können.“ (S. 97). Biffl verweist abschließend auf eine zunehmende Polarisierung am Arbeitsmarkt, was Berufe am obersten und unteren Ende der Qualifizierungen betrifft sowie eine Zunahme a-typischer Arbeitsverhältnisse. Mit einem ausschließlichen Fokus auf Arbeitsmigration sieht Biffl am sich entwickelnden digitalen Arbeitsmarkt das Potenzial „dass physische, grenzüberschreitende Migration durch virtuelle ersetzt werden kann“ (S. 251). Mit Blick auf Migrationsbewegungen innerhalb der EU vermutet die Expertin ein Abflauen der Bewegungen mit Eintreten einer Konvergenz der Löhne und des Lebensstandards. Darüber hinaus könnte auch die alternde Bevölkerung in ost- und südeuropäischen Ländern EU-interne Migrationen abschwächen.