Sara Weber

Sara Weber: Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?

Ausgabe: 2024 | 1
Sara Weber: Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?

Mit diesem provokanten Titel bringt Sara Weber auf den Punkt, was sich spätestens seit der Corona-Pandemie nicht wenige Beschäftigte fragen dürften. Denn trotz sich häufender Krisen wird von uns erwartet, dass wir weiterhin unseren Jobs nachgehen, auch wenn uns diese angesichts gegenwärtiger Entwicklungen oft als sinnlos erscheinen.

Kündigungswellen und Quiet Quitting

In den USA wurde 2021 eine massive Kündigungswelle beobachtet, die sogenannte Great Resignation. Die Pandemie hätte viele Beschäftigte dazu veranlasst, über ihre eigene Sterblichkeit und die wirklich wichtigen Dinge in ihrem Leben nachzudenken. Zwar ließ sich dieser Trend in Ländern wie Deutschland nicht in Zahlen beobachten, allerdings nehme auch dort die Bereitschaft von Beschäftigten, ihren Job zu wechseln, erheblich zu. Dazu kommt, dass sich Beschäftigte mehr denn je ausgebrannt und erschöpft fühlen. Der Autorin ist wichtig zu betonen, dass es sich dabei um kein individuelles Problem handelt, dem mit besserem Zeitmanagement und mehr Self-Care beizukommen wäre. Stattdessen ist es ein systemisches Problem, das aus steigenden Anforderungen und einer stetigen Verdichtung von Arbeit resultiert. Dazu kommen prekäre Arbeitsbedingungen und ein Einkommen, das oft nicht zum Leben reicht.

Die Probleme unserer Arbeitswelt manifestieren sich auch in der Art und Weise, wie wir über Arbeit nachdenken. Das zeigt sich zum Beispiel am Begriff Quiet Quitting, also eine „stille Kündigung“. Denn damit ist nicht gemeint, dass Beschäftigte tatsächlich kündigen, sondern dass sie lediglich das leisten, wofür sie bezahlt werden. Anstatt wertzuschätzen, wenn Beschäftigte Grenzen setzen und sich vor Überarbeitung schützen, wird normale Arbeit mit einer Kündigung gleichgesetzt. Vor allem der Generation Z wird vorgeworfen, dass sie kaum mehr bereit sei, hart zu arbeiten. Angesichts schwindender Zukunftsperspektiven sei dies aber auch nicht verwunderlich, so Weber. Denn während es früher noch möglich war, durch harte Arbeit einen gewissen Wohlstand zu erreichen, sehen sich junge Menschen heute nicht nur mit prekären Jobs und unsicheren Renten konfrontiert, sondern auch mit einer sich verschärfenden Klimakrise.

Für eine zukunftsfähige Arbeitswelt

Im zweiten Teil des Buches widmet sich die Autorin verschiedenen Lösungsansätzen für eine gerechtere, zukunftsfähigere Arbeitswelt. Arbeit sollte dabei nicht mehr im Zentrum unseres Lebens stehen. Stattdessen könnten Menschen selbst entscheiden, womit sie ihre Zeit verbringen und wofür sie arbeiten wollen. Eine wichtige Voraussetzung dafür wäre eine Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit. Dadurch bliebe auch mehr Zeit für unbezahlte, aber gesellschaftlich notwendige Sorgearbeit, die immer noch hauptsächlich von Frauen geleistet wird. Zudem könnten so Beschäftigungsverluste abgefedert werden, die durch die notwendige Reduktion klima- und umweltschädlicher Produktion entstehen. Arbeit müsse zudem flexibler werden, und zwar im Sinne der Beschäftigten, und Diskriminierungen am Arbeitsplatz abgebaut werden. Um das alles zu erreichen, sei es notwendig, dass sich Beschäftigte zusammenschließen und unterstützt durch Betriebsräte und Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Nur so könne auch erreicht werden, dass die Schere zwischen gut bezahlten Wissensarbeiter:innen und niedrig entlohnten manuellen Berufen nicht weiter auseinandergeht.