Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissensehaft

Ausgabe: 1992 | 1

An den Randzonen etablierter Wissenschaft stehen sich die Vertreter divergierender Welt-Anschauung meist wie Gralshüter der eigenen Lehrmeinung gegenüber: Konstruktive Dialoge, die nicht nur dem Austausch von Argumenten dienen, sondern darüber hinaus die nachvollziehende Prüfung der vorgebrachten Argumente durch Dritte wie in diesem Fall ermöglichen, sind selten. In der einleitenden Überblicksdarstellung bietet der Herausgeber eine Abgrenzung der Titel-Begriffe und weist darauf hin, dass die kanonisierte Wissenschaft die Wahrheit nicht gepachtet habe, und Anomalien daher aushalten müsse. Wie er in einem zehn Thesen formulierenden Beitrag überzeugend darstellt, ist vor allem die Wissenschaftssoziologie gefordert, sich verstärkt mit den Eigentümlichkeiten und Besonderheiten des (vorerst) nicht Erklärbaren zu beschäftigen. Dass der Dialog, selbst wo er gesucht wird, nur mit teils erheblichen Störungen vonstattengeht, wird im Folgenden deutlich: Befürworter wie Gegner der Radiästhesie (Wünschelrutengehen), der Homöopathie, der Parapsychologie und der Astronomie haben Gelegenheit, ihre Argumente auszutauschen, wobei das Spektrum von radikaler Ablehnung (Homöopathie Ist Placebo-Medikation) über partielle Duldung (Astrologie ist unwissenschaftlich, aber als Lebenshilfe und Religionsersatz durchaus tolerierbar) bis hin zur wohlwollenden Prüfung der vorgebrachten Argumente reicht (biochemische Analyse homöopathisch wirkender Substanzen). Da es dem Herausgeber gelungen ist, namhafte Fachleute für Originalbeiträge zu gewinnen, sind Pro- und Contra-Positionen fast durchwegs direkt aufeinander bezogen. Walter Spielmann

Schulwissenschaft, Parawissenschaft, Pseudowissensehaft. Hrsg. v. Gerald L. Eberlein. Stuttgart: S. Hirzel (u.a.). 1991. 186 S. (Edition Universitas) DM 29,/ sFr 24,60 / öS 226,20