Schule verändern durch Aktionsforschung

Ausgabe: 1997 | 1

In den 80er Jahren wurde die action research von England nach Österreich "importiert" und seit 1987 gibt es laufend Aktionsforschungsprojekte am Pädagogischen Institut in Wien. Neben Berichten zum aktuellen Stand der Aktionsforschung in England und Österreich wird in zwei Beiträgen auch das Verhältnis von Forschung und Ausbildung thematisiert.  Ziel der Aktionsforschung in der Schule ist es, aus Leidensdruck aktiv zu werden und die Schule mit der Beteiligung der Betroffenen so zu verändern, daß sogar Lehrerinnen ihre eigenen Kinder gerne hinschicken und in ihr selbst gern unterrichten. Eindrucksvoll schildern solche Prozesse die englischen Erziehungswissenschaftlerinnen Marion Dadds und Christine O'Hanlon, die auch das Geflecht von Biographie und Schulentwicklung aufzeigen. Marion Dadds zeigt in ihrem Beitrag "Finding your'Self' in Action Research", daß Hirn und Herz zusammenspielen, wenn die Lehrerin als Forscherin ihren Unterricht verändern will. Am Beispiel einer Lehrerin, die mit behinderten Schülerinnen in der Klasse konfrontiert ist, zeigt sie die Verflochtenheit von Theorien und Emotionen auf und benutzt dafür ein Bild aus der Weber-Sprache: sie sind Kette und Schußfaden in ihrer Theorie-Fabrik und beeinflussen einander enorm: Analyse verändert die Wahrnehmung, das Wissen und die Gefühle, und all dies zusammen - wenn die Lehrerin den Mut hat, sich mit anderen auszutauschen - auch die Institution Schule. Wieviel ausgelöst werden kann, wenn Lehrerinnen ihr Bild von Schülerinnen ändern, zeigt Christine O'Hanlon: Eine Lehrerin ist mit einer schwierigen Bubenklasse konfrontiert. Erst als sie das Etikett "schwierig" von den einzelnen Buben löst, und sie so als ganze Menschen ernst nimmt kommt die Veränderung des Klassenklimas in Gang. An diesem Beispiel wird der Prozeß des persönlichen Wachstums, die Transformation durch Reflexion und Aktion auf besondere Weise erhellt. Für die Lehrerinnenfortbildung fordert sie dementsprechend: ”no professional development without personal development." Beide hier näher beschriebene Beiträge machen durch ihre Erfolgsgeschichten Lust auf und Mut zur Aktionsforschung. S. A.

Schule verändern durch Aktionsforschung. Tagungsband zur Veranstaltung vom 29. Mai bis 2. Juni 1995 des Pädagogischen Inst. d. Stadt Wien gemeinsam mit der Univ. Klagenfurt ... Hrsg. v. Johanna Juna ... Innsbruck (u.a.): Studien-Verl., 1996. 201 S.,