4 Bücher. 4 Themen.

Ausgabe: 2025 | 1
4 Bücher. 4 Themen.

Dali L. Yang: Wuhan

Wer sich künftig mit der frühen Geschichte der Covid-Pandemie befassen möchte, wird an diesem akribisch recherchierten Buch des Chicagoer Politikwissenschaftlers kaum vorbeikommen. Von den ersten Berichten über ungewöhnliche Fälle von Lungenentzündungen bis zum vollständigen Lockdown der Stadt Wuhan sammelt Yang Informationen aus erster Hand, analysiert sie fundiert und bleibt dabei stets gut lesbar. Dieses Buch handelt nicht nur vom Ursprung einer Pandemie, sondern auch vom Vorrang der Politik vor der Wissenschaft. Stephan Renker

Dali L. Yang: Wuhan. How the COVID-19 Outbreak in China Spiraled Out of Control. Oxford University Press, Oxford 2024 · 416 Seiten

 

Marina Weisband: Die neue Schule der Demokratie

„Die neue Schule der Demokratie“ von Marina Weisband soll zum Handeln anregen und schafft das, ohne, wie sonst üblich, unser Schulsystem grundsätzlich in Frage und an den Pranger zu stellen. Die vielen Bezüge auf die von der Autorin mitentwickelte Demokratie-Onlineplattform erwecken manchmal den Eindruck eines Werbetextes, aber es sind genau diese konkreten Beispiele, die es uns erlauben, die Anregungen nicht nur anzunehmen, sondern auch am liebsten gleich umsetzen zu wollen. Stephanie Bachorz

Marina Weisband: Die neue Schule der Demokratie Wilder denken, wirksam handeln. Tropen Verlag, Stuttgart 2024 · 272 Seiten

 

Bernd Kramer: Erfolg – ein moderner Selbstbetrug

Es gibt eine höhere Gerechtigkeit der Welt, die garantiert, dass Erfolg gerecht verteilt ist; und damit wir bei dieser Denke, dass „die Welt einigermaßen stabil und kalkulierbar ist“ (S. 145) bleiben können, gibt es eine einfache Taktik in unserer Gesellschaft: „Alles muss ganz dringend verdient sein: durch Attraktivität, Nettigkeit, am besten natürlich durch Leistung“ (ebd.). Nur dass die Vorstellung einer gerechten Welt eine Illusion ist, das kommt bei diesem Argumentationsstrang natürlich ungelegen. Wie komplex und vielschichtig diese Illusion ist, zeigt Bernd Kramer in diesem Buch, das so humorvoll geschrieben ist, dass man wenigstens mit Lachfalten erkennt, dass der Ist-Zustand zum Weinen ist. Katharina Kiening

Bernd Kramer: Erfolg – ein moderner Selbstbetrug. Von der Entzauberung der Leistungsgesellschaft. Kösel Verlag, München 2024 · 224 Seiten

 

Robert Sapolsky: Determined

„As some evolutionary biologists have pointed out, the only way humans have survived amid being able to understand truths about life is by having evolved a robust capacity for selfdeception. And this certainly includes a belief in free will“ (S. 388), schreibt der Biologe und Neurowissenschaftler Robert Sapolsky und ergänzt seine Ausführungen zur Nicht-Existenz eines freien Willens empathisch mit: „Fuck. That really blows“ (S. 386). Sapolsky erklärt, warum er zu dieser Schlussfolgerung kommt, was das weiterführend individuell und gesellschaftlich bedeutet, etwa in Bezug auf Strafvollzugsverfahren, und liefert wieder einmal ein herausragendes Wissenschaftsbuch. Katharina Kiening

Robert Sapolsky: Determined. The Science of Life Without Free Will. Vintage, London 2023 · 511 Seiten