Schule: Protokoll eines Notstands

Ausgabe: 1992 | 4

Jutta Wilhelmi arbeitet seit 20 Jahren als freie Journalistin mit dem Schwerpunkt Bildungspolitik und zieht mit diesem Buch ein persönliches Resümee. Zunächst gibt sie auf70 Seiten einen geschichtlichen Abriss über die deutsche Schule und ihre Reformbestrebungen seit dem 16. Jahrhundert bis zur Situation in den wiedervereinigten "neuen Bundesländern". In einem nächsten Abschnitt setzt sie sich mit der Dreigliedrigkeit des deutschen Schulwesens und den schulreformatorischen Projekten seit 1969 auseinander, wobei sie zu einer sehr, kritischen Bewertung kommt. Im Schlussteil des Buches stellt sie Ansätze zu einer Schule vor, wie sie auch sein könnte: Gesamtschulversuche, Integration von Behinderten, Projektarbeit und Erfahrungslernen, Lokalgeschichte, eigene Herstellung von Lehrmitteln, Tierhaltung, Auflösung der Klassenverbände zugunsten Arbeitsgruppen, Ausländerprojekte, Initiativen gegen den Zeitdruck beim Lernen, Gruppenarbeit in der Lehrlingsausbildung usw. Jutta Wilhelmi bleibt auch als Buchautorin Journalistin, was zugleich die Stärke und die Schwäche dieses Bandes ist. Sie stellt die Probleme meist anhand konkreter Fallbeispiele dar. Das macht die Lektüre lebendig und motivierend und transportiert mühelos die zahlreichen Belegstellen aus der pädagogischen Fachdiskussion; wer allerdings Überblick und systematische Darstellung sucht, wird das Buch oft als eher impressionistische Einführung empfinden. W R.

Wilhelmi, Jutta: Schule: Protokoll eines Notstands. Bestandsaufnahme, Kritik, Perspektiven. Zürich (u.a.): Orell Füssli Verl., 1992. 232 S., DM 48, - / sFr 48, - / öS 374,40