Jugend und Gewalt in Deutschland

Ausgabe: 1993 | 4

Um der Originalität willen sind die in diesem Band interviewten Jugendlichen, Skinheads, Hooligans u.a. Banden-/Gruppenmitglieder mit allen umgangssprachlichen Wendungen abgedruckt. Es wird deutlich, daß die neonazistischen bzw. linksradikalen Orientierungen der individuellen Gewaltneigung untergeordnet sind. Der Versuch, Probleme und Ängste mit Brutalität zu lösen, entspringt dem subjektiven Erfahrungsbereich, die politische Richtung wird von unreflektierten Informationen und Vorurteilen bestimmt. Damit wird klar, daß eine Änderung nur durch eine Modifizierung dieser Erfahrungen und Kenntnisse zu erreichen ist. Nur der Kontakt, das Gespräch mit den "Feindbildern", kann die Meinung über sie und das Verhalten ihnen gegenüber verändern. Jugendarbeiter und Streetworkers können mit den radikalisierten Jugendlichen nur dann ins Gespräch kommen, wenn sie sie nicht von ihrer politischen Position her definieren, sondern als vollwertige Gesprächspartner respektieren. Um den falschen Vorurteilen vorzubeugen, gibt es wie die Autoren belegen - in Nürnberg ein erstaunliches Angebot an Projektmaterialien für Schulen und Gruppen. Es zielt darauf ab, durch erfahrungsorientiertes Kennenlernen anderer Kulturen die Angst vor dem Fremden und damit das Aggressionspotential ihm gegenüber abzubauen. S. Sch.

Farin, Klaus; Seidel-Pielen, Eberhard: "Ohne Gewalt läuft nichts!" Jugend und Gewalt in Deutschland. Köln: Bund-Verl., 1993. 305 S., DM 29,90/ sFr 25,40/ öS 233,20