Integrative Pädagogik am Beispiel der Modellschule Graz

Ausgabe: 1993 | 2

Schule ohne negativen Streß, also" Leistungsmotivation durch die Sache und nicht durch Noten - Kooperation statt Konkurrenz - Freude am Lernen statt Schulangst - Lob statt Entmutigung - Förderung statt Selektion - Selbstbestimmung statt Disziplinierung", das ist wohl der Traum aller Schüler, Eltern und Lehrer. Ein Team aus Lehrern und Wissenschaftlern ist Mitte der 80er Jahre angetreten, um diesen in die Tat umzusetzen: die 8-jährige Modellschule mit bildnerischem Schwerpunkt in Graz. Die theoretischen Grundlagen lieferten - ohne zum Dogma zu werden - humanistische- und Gestaltpädagogik; ganzheitliche Ansätze, die den Lernenden mit all seinen logischen und intuitiven Kapazitäten in den Mittelpunkt stellen. Es ist ein Projekt, das im wesentlichen mit zwei Problemen zu kämpfen hat: Schülern mit individuellen bzw. sozialen Schwächen, die trotz aller Bemühungen nicht zu überwinden sind, und der Schulbehörde mit all ihren Vorgaben. Vorwiegend aus finanziellen Gründen schien es geboten, als Schulversuch Öffentlichkeitsrecht beizubehalten. Damit blieb es unausweichlich - dies als Beispiel für das Dilemma -, Leistungsüberprüfungen und -beurteilungen durchzuführen, obwohl" überhaupt jede Art von Beurteilung einem bestimmten Verständnis von Lernen widerspricht." Nach zähen Verhandlungen konnte erreicht werden, daß die lernzielorientierte Beurteilung praktiziert werden kann. Dabei bekommt jeder Schüler in jedem Fach den Katalog der anstehenden Lernziele zur Hand. Bei jeder Schularbeit wird offengelegt, welche Lernziele abgefragt werden. Das Ergebnis lautet bezüglich jedes Zieles "in hohem Maße erreicht", "im wesentlichen erreicht" oder "nicht erreicht". Nicht erreichte Lernziele können nachgeholt werden. Die bunte Vielfalt der beteiligten (Personen/)Gruppen und die der Herausforderungen halten das Modellteam in der gewünschten Bewegung. S. Sch.

Leistungsbeurteilung und Integrative Pädagogik am Beispiel der Modellschule Graz. Hrsg. v. Daniela  Michaelis. München (u.a.): Profil-Verl., 1992. 178 S., DM 23,10 / sFr 19,60 / öS 180