Der globale Wandel ist als in seinen Auswirkungen einzigartiger und vielfach bedrohlich empfundener Transformationsprozeß längst als entscheidend für die künftige Entwicklung der Menschheit erkannt. Entsprechend ist die Wissenschaft gefordert, diesen Veränderungsprozeß zu erklären bzw. Möglichkeiten zu dessen Steuerung bereitzustellen. Das vorliegende Jahresgutachten sucht nicht nur Antworten auf diese Fragen, sondern beschäftigt sich v. a. mit den Erfolgsbedingungen für eine Stärkung der deutschen Forschungsaktivitäten. Dabei werden ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte des globalen Wandels einbezogen. Das Ergebnis sind Leitlinien für eine notwendige Umstrukturierung und Neuausrichtung der Forschung, die am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung (Agenda 21) orientiert ist. Methodisch bedient man sich des Syndromansatzes, der die Operationalisierung des vernetzten Denkens ermöglicht. Die Grundthese dabei ist, daß die Problemlagen über einzelne Sektoren (z.B. Bevölkerung, Biosphäre) hinausgreifen, den Charakter des Systems Erde modifizieren und die Lebensgrundlagen spürbar beeinflussen. Da sich die (deutsche) Forschung selbstverständlich nicht mit allen Agenden gleichzeitig befassen kann, wird im Gutachten eine Reihung nach Prioritätsklassen (z, B. Altlasten-, Hoher-Schornstein-, Massentourismus-, Müllkippen-, Sahel- und Suburbia-Syndrom) vorgeschlagen. Im umfangreichsten Abschnitt wird der gegenwärtige Stand der deutschen sektoralen Forschung zum globalen Wandel u. a. in den Bereichen Klima, Biodiversität, Bevölkerungsentwicklung, Hydrosphäre sowie Forschungslücken in den einzelnen Bereichen beschrieben. Weitere Themen beziehen sich auf organisatorische Empfehlungen, etwa die Stärkung vorhandener sowie die Schaffung neuer Instrumente zur Hebung der Problemlösungskompetenz. Der Beirat empfiehlt hier die Einrichtung eines Strategie-Zentrums zum globalen Wandel, "das unter Hinzuziehung auswärtiger Expertisen komplexe Problemanalysen betreibt und politische Entscheidungsprozesse wissenschaftlich vorbereitet und begleitet". Resümierend schlägt der Beirat die Steigerung der deutschen Forschungsaktivitäten, den wirkungsvolleren Einsatz des vorhanden Potentials und den verstärkten Ausbau der Forschungskapazitäten in den Entwicklungsländern vor. A. A.
Welt im Wandel: Herausforderung für die deutsche Wissenschaft. Jahresgutachten 1996. Hrsg. v. Wissenschaftl. Beirat d. Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Berlin (u. e): Springer-Verl., 1996. 200 S., DM 88, - / sFr 77,50/ öS 642,40