Die Debatte über Funktion und Bedeutung kollektiven Bemühens von Wissenschaft, Staat und Wirtschaft wird zumindest seit Mitte der70er Jahre auch in breiter Öffentlichkeit geführt. Die Anfänge von "Big Science". die u.a. durch die Einbindung mehrerer Disziplinen, die Ausrichtung auf gesellschaftspolitisch als bedeutsam erachtete Ziele ökonomische Verwertbarkeit und überwiegend öffentliche Finanzierung zu kennzeichnen ist, wurden indes in Deutschland bisher kaum reflektiert. Erste Schritte dazu unternimmt dieser Band. Einleitend werden Entstehungsbedingungen deutscher Großforschung, die vor allem im Bereich der Luftfahrt bis an die Schwelle dieses Jahrhunderts zurückreichen, dargestellt. Im Zentrum stehen jedoch die maßgeblich von nationalem Prestige getragenen ..Anfänge der Atomindustrie (Kernforschungsanlage Jülich u.a.). Ein zweiter Abschnitt lotet das Spannungsfeld von wissenschaftlicher Autonomie und öffentlichem Interesse aus, wobei dem Anspruch staatlicher "Globalsteuerung" angesichts der Ende der 60er Jahre beschlossenen Finanzierungsquote 90: 10 zu Lasten des Bundes besonderes Augenmerk geschenkt wird. Diese Regelung gilt derzeit für dreizehn, überwiegend privatrechtlich organisierte Institutionen mit gegenwärtig rund 22.000 Mitarbeitern. Um das keineswegs konfliktfreie Verhältnis zur akademischen Forschung geht es in einem weiteren Abschnitt, wobei dieses v.a. am Beispiel des Deutschen Krebsforschungszentrums ausführlich dargestellt wird. Organisationstheoretische Überlegungen im Zusammenhang mit großtechnischen Strukturen (GSI und DESY) beschließen den Band.
Großforschung in Deutschland. Hrsg. v. Margit Szöllösi-Janze u. Helmuth Trischier. Frankfurt/M. (u.a.): Campus, 1990. 247 S., DM 48,- 1 sFr 40,70 1 öS 374,40