Die über 20 Mitarbeiterinnen des Sammelbandes legen eine Art Festschrift zum 90. Geburtstag des bekannten Philosophen und Gesellschaftskritikers vor. Der Titel bringt auf den Punkt, was den vielleicht größten Reiz des Buches bildet und es insbesondere für alle jene interessant macht, die der Theorie vor allem dort Aufmerksamkeit schenken, wo diese über das Heute hinausschaut: es treibt mit dem Jubilar keine Hagiographie, sondern versucht, dessen Positionen produktiv weiterzudenken. Am konzentriertesten geschieht das im letzten von insgesamt vier thematischen Blöcken, der "G. Anders in der Kritik" überschrieben ist. Hier weisen wache Leser gleichsam auf "blinde Flecken" hin, die sie bei Anders sehen. Besonders eindrucksvoll gelingt das R. Burger und P. Strasser. Ersterer zweifelt die Sinnhaftigkeit der obersten moralischen Maxime politischen Handelns an, die sich aus Anders' "Philosophie der Bombe" ableiten lässt: Rettung der Menschheit als ganzer vor sich selbst. Letzterer wirft dem Autor der "Antiquiertheit des Menschen" vor, dass er "die Kategorien des Schicksals und der Moral durcheinanderbringt". Ein kurzer Beitrag von R. Jungk, mit dem das Buch ausklingt, rückt Anders in die Nähe jener Philosophen, die über ihrer "brillanten Kritik der Kritik" bedauerlicherweise das "Feld der gesellschaftlichen Erfindungen" vernachlässigen und verteidigt das" Händchenhalten" der Friedensdemonstranten gegen den Spott des Philosophen. K. M.
Günther Anders kontrovers. Hrsg. v. Konrad P. Liessmann, München: Beck, 1992. 3195., DM 24