Graeme Maxton

Globaler Klimanotstand

Ausgabe: 2020 | 3
Globaler Klimanotstand

Warum schaffen es unsere Demokratien nicht, der globalen Klimakrise entschieden entgegenzutreten? Diese Frage stellt sich der ehemalige Generalsekretär des Club of Rome, der Ökonom Graeme Maxton in Globaler Klimanotstand. Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner und der Physiker Felix Austen, die sich mit der Unausweichlichkeit von Veränderung befassen, haben zudem Gastbeiträge beigesteuert.

Maxton sieht den Neoliberalismus als zentrales Problem für den Klimawandel, da er kurzfristigen Nutzen über langfristige Überlegungen stellt. Der Autor betont, dass individuelle Verhaltensänderungen nicht ausreichen, um den Klimawandel zu stoppen: „Der Einzelne ist nur für einen sehr kleinen Teil des Klimawandels direkt verantwortlich, somit kann der Einzelne auch nur sehr wenig ausrichten, um ihn einzudämmen. Die Entscheidung, ohne Auto zu leben, reduziert nicht die Emissionen, die von Millionen von Bussen und Lastfahrzeugen generiert werden. Die Container- und Kreuzfahrtschiffe befahren weiterhin die Meere, und die Anzahl der Flüge steigt ebenfalls weiter. Was Sie tun und was ich tue, ändert nichts daran.“ (S. 70) 

Deshalb braucht es eine Neuaufstellung unserer Demokratien, die aktuell unter mehreren Defiziten leiden: Der Autor plädiert für radikale Notstandsgesetze, am besten in Kombination mit Expertenregierungen, die einen internationalen Akkord suchen. Das würde bedeuten, dass das demokratische System zumindest vorübergehend kompromittiert würde, wenn auch mit Exit-Strategien zur Wiederherstellung der Demokratie. Vor allem muss die Wirtschaft völlig neu aufgestellt werden, was wiederum große Opfer der Bevölkerung bedeuten würde, etwa durch steigende Arbeitslosigkeit. 

Maxton stellt einige unbequemen Fragen. Die Ausführungen zu den Notstandsgesetzen lassen wichtige Punkte offen – etwa, wie man verhindert, in eine Diktatur abzugleiten, und ob Diktatur weniger schlimm als Klimawandel ist. Ein Buch, das mehr Fragen aufwirft als es beantwortet, und welches zeigt, wie unbequem die Debatte um Klimaschutz sein kann.