Essays zu Kultur, Technik, Ökologie, Zeit und Nation

Ausgabe: 1995 | 2

Auch im 24. Jahrgang bringt die "Jahresschrift für skeptisches Denken" ernsthafte "Einwände und Einsichten, die nicht immer Weg und Ziel, aber doch eine Richtung anzeigen". Essays zu Fragen der menschlichen Kultur, zur Technik, Ökologie, zum Lauf der Zeit und zur Lage der Nation stammen u.a. von Hans Jonas, Klaus M. Meyer-Abich, Till Bastian, Günter Altner oder Christian Schütze.

Ganz im Fahrwasser apokalyptischer Betrachtungen ist Erwin Chargaff der Ansicht, daß der Kampf der Menschen gegen die Natur damit ausgehen wird, daß dieser sinnlose Krieg das Verschwinden der Menschheit bedeuten wird. "Endlich wird die Natur wieder aufatmen können." Ähnlich pessimistisch gibt sich die einzige Frau in der Runde, Barbara von Wulffen, für die "der Pfad in die Zukunft nicht mehr lockt und leuchtet. sondern auf einen Abgrund hinzuführen scheint". Ein Ausweg könnte ihrer Meinung nach das “vertrautsein mit der Geschichte" sein, "um vergangene Untergänge entziffern sowie den darin schlummernden Neubeginn erkennen zu lernen“.

Mit Optimismus blickt ein uns gut bekannter Gast, 'nämlich Jürgen Dahl, in seinem als "Fußnoten" betitelten Beitrag in die Zukunft: "Immerzu wird die jeweils nächste Sackgasse als Königsweg in die Zukunft angepriesen, obwohl die Prinzipien, nach welchen dann das Scheitern erfolgt, inzwischen allgemein bekannt sind." Die bisherigen Bemühungen gegen den Untergang wie FCKW-freie Kühlschränke, Windräder oder Sonnenkollektoren bezeichnet er als "rührende Versuche". Eine furchtlos angewendete ökologische Vernunft erzwänge nicht nur den "Verzicht auf den Großteil der Produktion", sondern auch "das Ende eines aberwitzigen, wenngleich rentierlichen Welthandels". Dahls Optimismus des Scheiterns als einzig realistische Variante gründet in der Hoffnung, "daß die Auspowerung der Erde an ihr natürliches Ende" kommen wird. Auch wenn böse Zungen behaupten, die Scheidewege seien, "was den Markt der Ideen betrifft, von gestern überzeugt nach wie vor die Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung und der Wille zur Bewußtwerdung von Zusammenhängen. Zugegeben, um verdientermaßen mehr Aufmerksamkeit zu erlangen, könnten die Beiträge lauter, übersichtlicher, kurzum leserfreundlicher gestaltet sein.


A. A.


Scheidewege. Jahresschrift für skeptisches Denken. Hrsg. v. Max Himmelheber Baiersbronn: Selbstverl. der Max-Himmelheber-Stiftung, 1994/95. 338 S., DM / sFr 39,-/ öS 304,50