Jahrbuch Ökologie 2000

Ausgabe: 1999 | 4

Ökologisch kommt dem Jahr 2000 keine besondere Bedeutung zu, und doch stellt es insofern eine besondere Herausforderung dar, als es gilt, das Erreichte zu reflektieren und Perspektiven für das von manchen erwartete 'Jahrhundert der Umwelt' auszuloten.

Der Herausforderung, einmal mehr zentrale Aspekte des ökologischen Diskurses auf allgemein verständliche Weise zu thematisieren, haben sich diesmal die Herausgeber des Jahrbuchs selbst gestellt und die einleitenden “Perspektiven” verfaßt. So plädiert G. Altner in Anschluß an H. Küng für eine ethisch Bindung der Wissenschaften, thematisiert B. Mettler v. Meibom die Verantwortung ökonomischer Eliten, votieren U. E. Simonis/F. Biermann für die Gründung einer “Weltorganisation für Umwelt und Entwicklung” im Rahmen der UN, und macht E. U. v. Weizsäcker in Anbetracht von weltweit rd. 700 Mrd. $ umweltschädlicher Subventionen pro Jahr sich einmal mehr für die Allianz von Ökonomie, Ökologie und Politik im Sinne seines “Faktor 4”-Konzepts stark.

Die “Schwerpunkte” sind den “Zukunftsthemen” Verkehr (vier Beiträge zu ökologischen Mobilitätsperspektiven im urbanen Raum, und einer über ökologische Folgen des Flugtourismus), dem Wasserschutz als globale Herausforderung - “unter Status-quo-Bedingungen werden 2025 etwa 40 Prozent aller Menschen auf der Welt unter Wasserstreß oder chronischer Wasserknappheit leiden” (S. 98) -, dem Bodenschutz (4 Beiträge) sowie dem Thema Windenergie gewidmet. In letzterem Zusammenhang hervorzuheben ist die auch von den Herausgebern dezidiert ablehnend beurteilte Position Thomas Mocks hervorzuheben, der in Anbetracht von bereits mehr als 7000 “Windindustrieanlagen” in der BRD “von den größtmöglichen anzunehmenden landschaftlichen Umweltgiften (GAU)” (S. 159) spricht, aber, abgesehen von einem schwachen Appell für “nachhaltigen Bewußtseinswandel” keine Alternative zu nennen weiß.

Im “Disput” unter dem Motto “Das Jahr 2000 - Zeit zum Umdenken” stehen sich in puncto Strategien zur Nachhaltigkeit die Positionen des Deutschen Naturschutzrings (Manifest “Aufbruch 21”) mit eher staatlich lenkenden Vorschlägen etwa in Richtung eines “Bündnisses für Arbeit, Umwelt und soziale Gerechtigkeit” dem vom Tyll Necker (BDI) beschriebenen Weg zur Nachhaltigkeit durch industrielle Innovation gegenüber.

Dem Beitrag zur Umweltgeschichte (“25 Jahre Umweltbundesamt”) folgen in der Rubrik “Exempel, Erfahrungen, Ermutigungen” insgesamt 9 Beispiele konkreten ökologischen Engagements, wobei als “primus inter pares die Aktion “Die Wette” hervorgehoben sei. Es geht dabei um die von der BUND-Jugend gegenüber der Bundesregierung unterbreitete Herausforderung, in nur sieben Monaten den CO2-Ausstoß an ausgewählten Schulen um 10 Prozent zu senken, womit die Vorgabe der Regierung zur Erreichung der Klimaschutzkriterien um den Faktor 11 übertroffen wäre. “Die Wette” läuft, und die Chancen stehen nicht schlecht, daß jugendlichen Ökopioniere am Ende als Gewinner dastehen.

Das Kapitel “Spurensicherung” (u. a. mit einem Beitrag zur Lage der Verbandsklage in der BRD) und die Selbstdarstellung der Umweltinstitute “ecologic” und “ifeu” runden nebst AutorInnen- und Gesamtregister den empfehlenswerten Band ab.


W. Sp.

Jahrbuch Ökologie 2000. Hrsg. v. Günter Altner ... München: Beck, 1999. 302 S. (BsR; 1343) DM / sFr 24,- / öS 175,-