Bei einer vollständigen Ausschöpfung der technischen Möglichkeiten könnte in Deutschland nicht nur 1,8 % des derzeitigen Primärenergieeinsatzes durch erneuerbare Energieträger abgedeckt werden, sondern immerhin knapp die Hälfte. Dieser theoretisch erreichbare Deckungsgrad setzt aber u.a. voraus, daß jedes Haus südseitig mit Sonnenkollektoren eingedeckt und jede Brachwiese mit nachwachsenden Energieträgern bepflanzt ist. Niedrige 01- und Gaspreise. die Struktur der Energiewirtschaft, aufwendige Technologien, administrative Hemmnisse, hoher Flächenbedarf und Informationsmängel setzen der Nutzung regenerativer Energieträger weitere Grenzen. Doch selbst unter den gegebenen Rahmenbedingungen könnte der Anteil der regenerativen Energieträger auf ein Zehntel der gesamten Primärenergienachfrage angehoben werden. Das höchste technische Potential aller regenerativen Energieträger besitzt die Gewinnung solarer Niedertemperaturwärme, dessen intensivere Nutzung aber an den teilweise hohen Kosten scheitert. Zunehmende Bedeutung wird die Nutzung der Windenergie erlangen und die energetische Nutzung von organischen Reststoffen aus der Waldbewirtschaftung, den Haushalten und dem Gewerbe. Vom Energiepflanzenanbau ist hingegen nach Ansicht der Autoren kein nennenswerter Beitrag zur Energieversorgung zu erwarten, und zwar weder bei Verwendung als fester Brennstoff und schon gar nicht als Grundstoff für die Treibstoffproduktion. Dieses von Biologen und Ingenieuren geschriebene Buch ist auch für den interessierten Laien mit großem Gewinn lesbar. In neun Kapiteln werden zu den einzelnen Energieträgern (von der Solarenergie bis zur Erdwärme) allgemeine technische Grundlagen präsentiert sowie das technisch erschließbare Energiepotential und die Kosten einer energetischen Nutzung geschätzt. Beim Lesen dieses Buches habe ich den Eindruck gewonnen, daß die Autoren mit einer zwar optimistischen, aber wenig emotionalen bzw. an bloßen Hoffnungen ausgerichteten Einstellung an die Problematik herangehen. W Sch.
Erneuerbare Energieträger in Deutschland. Potentiale und Kosten. Hrsg. v. Martin Kaltschmitt Berlin usw.: Springer 1993; 370S., DM 68,- / sFr 58,- / öS 530,40
