Halit Özturk

Diversität und Migration in der Erwachsenen- und Weiterbildung

Ausgabe: 2022 | 4
Diversität und Migration in der Erwachsenen- und Weiterbildung

Das Recht auf Bildung für alle hat im Kontext von Migration eine besondere Bedeutung innerhalb der Erwachsenenbildung. Das von Halit Öztürk herausgegebene Lehrbuch Diversität und Migration in der Erwachsenen- und Weiterbildung, analysiert aktuelle Herausforderungen der Erwachsenenbildung in Deutschland auf drei Ebenen: Aus der Perspektive von Teilnehmer:innen, der Organisation und Organisationsentwicklung sowie der Professionalisierung und Diversitätskompetenz. „Diversität verlangt weder eine Fokussierung auf die Gemeinsamkeiten noch auf die Unterschiedlichkeiten der Menschen, dafür aber eine vorbehaltlose Anerkennung und Wertschätzung der Lebensgeschichte und -leistung jedes einzelnen Menschen und stetige kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Einstellungen und Haltungen sowie mit Begriffen, Konzepten und Methoden, mit dem Ziel, ausgrenzende Kategorisierungen, Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus zu überwinden.“ (S. 56)

Nachdem einleitend Grundlagen zu Migration und Diversität abgehandelt werden, thematisiert der Autor die Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichem  Wandel und Weiterbildungsangeboten: „Denn sie [Erwachsenenbildung Anm.] ist immer ein Spiegel der Gesellschaft und reagiert auf alle Veränderungen und Entwicklungen und übernimmt dabei vor allem qualifizierende, sozial integrative und kulturell bildende Aufgaben.“ (S. 52) Als zwei bedeutende Ziele wird einerseits auf die Fähigkeit zur Selbstermächtigung durch Bildung und anderseits auf die Rolle der Erwachsenenbildung im Kontext einer gesunden partizipativen Demokratie verwiesen.

 

Perspektive der Adressat:innen der Weiterbildungseinrichtungen

In der Auseinandersetzung mit Menschen mit Migrationshintergrund als Adressat:innen der Erwachsenenbildung ergeben sich aufschlussreiche Einblicke in die statistische Verteilung zwischen der ersten bzw. zweiten Generation, zwischen den Geschlechtern wie auch im Vergleich mit in Deutschland geborenen Personen. So zeigt sich, dass erstere in den Bereichen der nicht berufsbezogenen beziehungsweise individuellen berufsbezogenen Weiterbildung stärker vertreten sind als Personen mit deutscher Staatsbürgerschaft. Dies lässt sich unter anderem mit der Teilnahme an Deutsch- und Integrationskursen erklären, während letztere im Gegensatz dazu bei betrieblichen Weiterbildungen stärker vertreten sind. Doch bereits ab der zweiten Generation dreht sich die Verteilung um, dann wird öfters an betrieblichen Weiterbildungen als an  nicht berufsbezogenen Kursen teilgenommen. Dennoch sind die Teilnahmemöglichkeiten an Weiterbildungen innerhalb der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund ungleich verteilt.

Entwicklungspotential für Organisationen

Abschließend setzen sich Leser:innen mit der Bedeutung von Diversitätskompetenzen auseinander, was aufgrund der vielfältigen Definitionsansätze ganz im Sinne des Begriffes ein komplexes und wohl stets prozesshaftes Unterfangen ist. Denn Einrichtungen der Erwachsenenbildung sind im Kontext von Migration doppelt betroffen: Einerseits sind Weiterbildungsmaß-nahmen für Trainer:innen notwendig und anderseits gilt es ebenso, Bildungsangebote wie auch die Organisationsstruktur kritisch zu reflektieren.