Clicking. Der neue Popcorn-Report

Ausgabe: 1996 | 4

„Clicken". das ist mehr als nur ein Wort, das auf Zahlenkombinationen und geöffnete Safetüren, auf Lichtschalter oder das Maus-Geräusch des PC verweist. Für Faith Popcorn, die bekannte und erfolgreiche Trendforscherin aus New York, ist "clicken" gewissermaßen der Schlüssel zur Gestaltung einer glanzvollen Zukunft für jede(n): CLICK, das steht für Courage, Loslassen, Intuition, Charakterstärke und Know-how. Wer mit diesen, den wohl besten Tugenden im Sinne des American Way of Life, ausgestattet ist, dem steht - folgt man der Botschaft dieses Titels - die ganze (Konsumenten)Welt offen. Noch besser dran ist freilich, wer sich bei der Planung des persönlichen und beruflichen Erfolgs an den 16 Maintrends der späten neunziger Jahre orientiert, die das „BrainReserve“-Team anhand von zahllosen Prominenteninterviews, der Analyse. von Trendmagazinen, Büchern und Artikeln und nicht zuletzt rund 40000 (!) Rückmeldungen auf den 1992 (in deutscher Ausgabe) erschienenen "Popcorn Report" ermittelt hat (vgl. PZ 1/92*32). Von damals 10, auf nunmehr 16 angestiegen, sind diese Leitlinien in   die Zukunft weder 1 : 1 von den USA auf Europa (oder gar den Rest des auf globale Expansion hin zielenden "freien Marktes" zu übertragen), noch sind sie widerspruchsfrei; wer jedoch eine persönliche Vision auf ihre Erfolgsaussichten, will sagen: finanzielle Rentabilität hin prüfen möchte, der sollte zumindest 4-5mal den "Nerv der Zeit" treffen oder seine Vorhaben entsprechend justieren. Das "Leben im Kokon", "Clanning", der Hang zum "Fantasy-Abenteuer" und zu "kleinen Genüssen" verweisen auf eine gebremst hedonistische Grundhaltung, die in der Abschottung von der zunehmend feindlichen Außenwelt erblüht (private Sicherheitsdienste beschäftigen in den USA zweieinhalbmal soviel Personal wie der Staat). Die "Suche nach Sinn und Halt" („Minikirchen" sind im Kommen), "Weibliches Denken" und "Mannzipation" als Befreiung des "starken Geschlechts" von einseitig karriereorientiertem Handeln sowie ichbezogene Wirtschaft ("Egonomics") weisen auf eine Stärkung des Individuums hin, das freilich unter der Belastung der „99 Leben auf einmal" viele Facetten ausbildet. Das "Aussteigen" (mehr als 15 % aller Arbeitskräfte in den USA arbeiten für sich, auf eigene Rechnung), "Gesund und lange leben" (die mehr als 1OO-Jährigen sind die am stärksten wachsende Bevölkerungsgruppe), und "Länger jung bleiben" bringen persönliche Zukunftsstrategien auf den Punkt. Die Trends "Wehrhafte Verbraucher", "Gegen die Großen" und "SOS. - Rettet die Gesellschaft" schließlich machen darauf aufmerksam, daß wir auch für die Gemeinschaft Verantwortung tragen. Neben den aus europäischer Sicht doch allzu sonnigen Erfolgsberichten, die Popcorn/Marigold unermüdlich aneinanderreihen, sind v. a. die praktischen Hinweise zur Entdeckung und Strukturierung persönlicher Perspektiven empfehlenswert. Zusammengenommen: Ein Band, der darauf abzielt, in tristen Zeiten Aussicht auf Erfolg zu stärken, denn: clicken, das können doch schließlich alle, und jederzeit. Nicht wahr? W Sp.

Popcorn, Faith; Marigold, Liz: Clicking. Der neue Popcorn-Report. Trends für unsere Zukunft. München: Heyne, 1996. 384 S.