Bevölkerungsexplosion, Umwelt, Gentechnik

Ausgabe: 1991 | 3

Ohne die selbstgestellte Titelfrage schlüssig zu beantworten, kommt der Autor - er leitet die Abteilung Biochemie am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung In Köln - zu einer optimistischen Beurteilung der Gentechnik. Von der Darstellung der Bevölkerungsentwicklung und deren ökologischen Folgen ausgehend, bietet er in diesem Abschnitt um fächerübergreifende Aspekte erfolgreich bemüht - einen Abriss der historischen Entwicklung von Naturverständnis, Landwirtschaft und urbaner Lebensweise. Nach Begründung und Sicherung der Gattung Mensch geht es nach Hahlbrock nunmehr vor allem darum, die Biosphäre als umfassendsten Garant des Lebens zu bewahren. Zu diesem Ziel könne die Gentechnik durch Quantitäts- und Qualitätssteigerung der Nahrungsmittelproduktion wie auch durch Verminderung der Umweltbelastung entscheidend beitragen, argumentiert der Verfasser und legt in verständlicher Form Grundzüge, Standort und Perspektiven seiner Disziplin dar. Zweifellos ist dieser zentrale Abschnitt des sorgfältig edierten Bandes qewinnbrinqend: Ohne die teils übertriebenen Erwartungen und Befürchtungen emotionaler Argumentation zu teilen, werden Möglichkeiten der Gentechnik im Bereich der Züchtung resistenter Nahrungspflanzen dargelegt. Unzureichend, und den Stand der kritischen Diskussion vielfach nicht einbeziehend, werden indes ethische und soziale Aspekte behandelt: Sieben selbstgestellte, bestenfalls kursorisch beantwortete Fragen hinsichtlich begründeter negativer Auswirkungen blenden beispielsweise aus, welche ökonomischen Interessen im Spiel sind. Die etwa von Christine v. Weizsäcker befürchtete „Monopolisierunq des Lebens" steht hier nicht zu Diskussion, und auch hinsichtlich der Kontrolle und Begrenzung vorgeblich „zweckfreier" Wissenschaft wäre eine profundere Darstellung wünschenswert gewesen. Gentechnik Landwirtschaft 

Hahlbrock, Klaus: Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren? Bevölkerungsexplosion – Umwelt – Gentechnik. München (u.a.): Piper, 191.254 S., DM 42,- I sFr 35,60 I S 327,60