Im vorliegenden Sammelband der Reihe stellen sich WissenschaftlerInnen aus der Soziologie, der Politologie, Ethnologie, Philosophie, Geschichte und Pädagogik dem komplexen Thema „Zivilgesellschaft“. In einem breiten Diskussionsforum, das von der „Zukunft des Politischen“ über die „Hoffnung auf mehr Zivilgesellschaft“ bis zur „Relevanz der kulturellen Kommunikation“ und den „Pädagogischen Konsequenzen“ reicht, liefern die AutorInnen sehr kritische und engagierte Beiträge, in denen versucht wird, die Probleme und die Risiken, mit denen die Zivilgesellschaft konfrontiert ist, zu analysieren und gleichzeitig Beispiele dafür anzubieten, wie eine fruchtbringende Kommunikation auszusehen hat, um der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung entgegenwirken zu können. Hierfür wird eingangs die Zivilgesellschaft als ein „gemeinsames Projekt aller BürgerInnen“ definiert, als eine „Erfahrung, daß wirtschaftliche, technische und politische Entwicklung zunehmend Fragen aufwirft, die sich nicht mehr so einfach bewältigen lassen“.
Für den Soziologen Wolf-Dietrich Bukow werden daher Engagement und Anerkennung zu den Merkmalen der „zivilen politischen Kultur“. Dafür müßten jedoch Formen der nichtsystemischen Beteiligung intensiviert werden. Viele AutorInnen konstatieren die besondere Wichtigkeit eines offenen interkulturellen Diskurses. Für den Ethnologen Thomas Hauschild gilt dafür als entscheidender Schritt der Wandel von Überheblichkeit und allzu tiefer Verbeugung zu einem Dialog von Angesicht zu Angesicht.
In allen Beiträgen läßt sich erkennen, daß es darum gehen muß, die fortschreitende Ausdifferenzierung der Gesellschaften zu bändigen und zumindest insoweit in den Griff zu bekommen, daß diese nicht völlig in Desintegration umschlägt, wodurch die Zukunft der Gesellschaft gefährdet wäre. M. K.
Die Zivilgesellschaft in der Zerreißprobe. Wie reagieren Gesellschaft und Wissenschaft auf die postmoderne Herausforderung? Hrsg. von Wolf-Dietrich Bukow ... Ottersbach (u. a.)
