Nach der Empörung - gesellschaftliches Engagement

Ausgabe: 2016 | 4
Nach der Empörung - gesellschaftliches Engagement

Nach der EmpörungNach der Empörung: „Empört euch!“ fordert der ehemalige Widerstandskämpfer gegen das Naziregime, Stephane Hessel, die Zivilgesellschaft auf. Ja. Und dann? Mit einfachen Worten erklärt der Autor und Aktivist Klaus Werner-Lobo Zusammenhänge und Probleme von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, verdeutlicht die Notwendigkeit des Handelns und zeigt anhand von praktischen Beispielen und Initiativen, wie gesellschaftliches Engagement aussehen kann.

Werner-Lobo kritisiert bestehende politische Systeme und wirft wahlwerbenden Gruppen und politischen Eliten vor, dass es ihnen „weniger um eine dem Gemeinwohl verpflichtete Gestaltung der Gesellschaft, […] sondern im besten Fall um die Legitimation ihrer eigenen Existenz durch […] das Wahlvolk [geht], das alle paar Jahre die Stimme abgeben möge, um sie in der Zeit dazwischen möglichst nicht zu erheben…“ (S. 18). Seiner Meinung nach hat die Politik durch Privatisierung öffentlicher Güter und Dienstleistungen ohnehin das Zepter aus der Hand gegeben. Für Werner-Lobo ist das, „was sich formal noch als Demokratie, als Herrschaft des Volkes, bezeichnet, […] in Wahrheit immer mehr eine Oligarchie, die Herrschaft der wenigen, die über Geld und Privilegien verfügen“ (S. 134).

Der Autor belässt es nicht bei der Kritik der bestehenden Systeme, sondern will vielmehr Mut machen und zeigt Möglichkeiten sowie Handlungsalternativen auf. Durch die Darlegung erfolgreicher Initiativen von Alarm Phone über #NoPegida bis hin zu The Yes Men wird die Leserin/der Leser motiviert, sich selbst politisch abseits institutioneller Parteipolitik zu engagieren. Das Buch vermittelt Grundlagen zur Selbstermächtigung und gibt Handwerkszeug für politisches und gesellschaftliches Engagement mit vielen praktischen Tipps mit.

Werner-Lobo überzeugt durch die einfache Darstellung komplexer Sachverhalte und durch seine persönliche Erfahrung mit zivilgesellschaftlichem Engagement, die an den praktischen Beispielen sichtbar wird. Man könnte das Buch als eine Schritt für Schritt-Anleitung zum zivilen Ungehorsam bezeichnen, als Handbuch für Aktivismus für EinsteigerInnen und Fortgeschrittene. Zur politischen Anteilnahme braucht es mehr als Empörung. Man darf das Buch somit als Aufforderung an die Zivilgesellschaft verstehen, selbst aktiv ins politische Geschehen einzugreifen. In diesem Sinne: „Engagiert euch!“ Anita Berner

Bei Amazon kaufenWerner-Lobo, Klaus: Nach der Empörung. Was tun, wenn wählen nicht mehr reicht? Wien: Deuticke im Paul Zsolnay Verl., 2016. 200 S., € 18,90 [D] € 19,50 [A]

ISBN 978-3-552-06313-6