Der regelmäßig erscheinende Atlas der Zivil-gesellschaft bildet anhand eines breiten Datensatzes und aufwändigen Erhebungen ab, wie frei die globale Zivilgesellschaft jeweils agieren kann und teilt Staaten weltweit in die Katego-rien offen (3,2%), beeinträchtigt (11,3%), beschränkt (14,9%), unterdrückt (42,2%) und geschlossen (28,4%) ein. Damit baut der Bericht eine wichtige Brücke zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und globalem Migrationsmanagement, denn spätestens seit 2015 wurde der Wert einer aktiven Zivilgesellschaft deutlich: Besonders in den ersten Phasen des Summer of Migration war die private, ehrenamtliche Hilfe wesentlich, um den großen Bedarf an Unterstützung auf allen Ebenen zu decken. Und so ist es im globalen Kontext nach wie vor. Vielerorts sind geflüchtete Menschen auf die Hilfe einer aktiven Zivilgesellschaft angewiesen, um Informationen oder auch lebensnotwendige Unterstützung zu erhalten. Doch für viele Engagierte hat sich die Lage verschlechtert, insbesondere für jene, welche bereits in den Jahren zuvor in Staaten der Kategorie „beschränkt“ oder „unterdrückt“ aktiv waren. Auch die allgemein festzustellenden Trendlinien erschweren einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Digitale Überwachung, Internetabschaltungen, aber auch Militärputsche sowie eine Einschränkung der Versammlungsfreiheit nehmen global zu, so die Autor:innen des Atlas.
Im zweiten Teil geht der Bericht in die Tiefe und behandelt detailreich die Lage von „migrant defenders“ rund um den Globus. Wie etwa in Griechenland, wo seit April 2020 alle Organisationen, welche im Bereich Asyl, Migration und soziale Eingliederung engagiert sind, registriert werden müssen. Dieser Prozess kostet die NGOs aber nicht nur Zeitressourcen, sondern auch bis zu 25.000 Euro, um als Organisation anerkannt zu werden. Warum die Arbeit von NGOs strukturell erschwert wird, erklärt sich Alexandros Chrysomallos, Rechtsanwalt bei Equal Rights Beyond Borders wie folgt: „Offenbar um zu verhindern, dass von ihr unerwünschte NGOs und Anwält:innen in die Camps kommen, dort die Asylsuchenden beraten und ihnen zu ihrem Recht verhelfen. Und weil sie [die griechische Regierung; Anm.] Angst hat, dass NGOs Fehlverhalten des Staats auf die Schliche kommen“ (S. 62).