Zivile und friedliche Konfliktbearbeitung

Ausgabe: 1997 | 4

Sechs Beiträge zur Zukunft Südosteuropas bilden den Schwerpunkt des Friedensberichtes 1997. Gemeinsam ist den Ausführungen die Überzeugung, daß mit ”davton" noch kein stabiler Friede erreicht wurde. sondern vielmehr die Schaffung einer "regionalen Zone für Sicherheit und Zusammenarbeit in Südosteuropa" (w. Graf) notwendig sei. So wird die tatsächliche Erfüllung der versprochenen Aufbauhilfe für Bosnien-Herzegowina durch den Westen (A. Zumach) ebenso gefordert wie die Stärkung der Kooperation aller südosteuropäischen Staaten etwa durch die Gründung einer OSZE-Regionalorganisation (H. Grabert), das Ernstnehmen der "albanischen Frage" (R. Pichler. W. Libal) nicht weniger eingemahnt als die Notwendigkeit einer Konfliktaufarbeitung (E. Richter-Lyonette am Beispiel von Zeuginnen am Internationalen Kriegsverbrechertribunal). In die Vorzeit des Krieges blickt eine unkonventionelle Analyse von N. Mappes-Niedik. die gerade im Wirtschaft. Verwaltung und Politik lähmenden ”Ethnoproporz" derTito-Ordnung den Hauptimpuls zur Schaffung neuer Nationalstaaten. wenn auch um den Preis des Krieges. ausmacht. Über das Schwerpunktthema hinaus enthält der ”Friedensbericht 1997" weitere interessante Analysen. etwa zur russischen Außenpolitik (Ch. Zürcher), zur zugespitzten Lage im Nahen Osten (J. Bunzl), zu den (macht)politischen Hintergründen der NATO-Osterweiterung (G. Schöfbänker) oder zur Formierung einer Europäischen Rüstungsindustrie auf der Basis eines "militärischen Keneysianismus"(P. Stevrer), Ziel des Bandes "Der gelungene Frieden" ist es. "den Blick der Öffentlichkeit und das Interesse von Politikern und Wissenschaftlern auf Voraussetzungen und Zustände zu richten. in denen Menschen friedlich zusammenleben" (S.9). Die vorgestellten Beispiele reichen von den Bedingungen der OECD-Welt als ”Zonen des Friedens" (O. Senghaas) und dem Sonderfall Schweiz als ”friedenspolitischem Lehrstück" (K.W. Deutsch) über relativ stabile Schwellenländer wie Indien (J. Betz), Malaysia (J. Rüland) und Tanzania (R. Hofheimer). welche mittlerweile über längere Friedenserfahrungen verfügen. bis hin zu erfolgreichen Modellen der Konfliktregelung. wobei hier so unterschiedliche Beispiele wie Südtirol (M. Feiler). der Libanon (V. Perthes) und Mosambik (S. Fandrych) sowie die präventive Stationierung von UN-Soldaten in Makedonien (W. Moeller) und die internationale Vermittlung im Konflikt um die estnische und lettische Staatsbürgerschaft (H. M. Birkenbach) erörtert werden. H. H.

 

Die Zukunft Südosteuropas. Theorie und Praxis ziviler Konfliktbearbeitung. Friedensbericht 1997. Hrsg. v. österr. Studienzentrum für Frieden und Konfliktlösung ... Graf, W. (Mitarb.). Chur (u. e): Ruegger. 1997. 247 S. (Dialog, Beiträge zur Friedensforschung; 32) DM 50,20 / sFr 42,80 / öS 364

Der gelungene Frieden. Beispiele und Bedingungen erfolgreicher friedlicher Konfliktbearbeitung. Hrsg. v. Volker Matthies. Bonn: Dietz, 1997. 312 S. (EINE Welt - Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden; 4) DM 24.80/ öS 181,- / sFr 24,80