Wörterbuch und Technikfakten zu Auto, Mobilisierung, Umwelt

Ausgabe: 1988 | 1

Die Autoren des nunmehr in vierter Auflage vorliegenden, vom deutschen Umweltbundesamt herausgegebenen Bändchens standen offensichtlich vor der undankbaren Aufgabe, des Bürgers Vorliebe für seinen fahrenden Untersatz mit den zunehmend prekären Begleiterscheinungen dieses Fortschrittssymbols zu versöhnen. Dem Lob umfassender Mobilität und wirtschaftlicher Zuversicht - erst im Jahr 2000 wird der Inlandbedarf mit etwa 30 Mio. PKWs gesättigt sein - folgen einige kritische Hinweise auf die Schattenseiten der (Auto)Mobilisierung: Wenn in den Ballungszentren 80-99% mancher Schadstoffe (v. a. Kohlenmonoxid, Stickoxide und Kohlenwasserstoffe) vom Kfz-Gebrauch herrühren, dreißig Prozent aller Bürger unter dem Lärm des Straßenverkehrs leiden, bundesweit 6250 km2 (d. i. die doppelte Fläche des Saarlandes) mit Asphalt und Beton bedeckt sind, wenn der Verkehr nach Haushalt und Industrie der drittgrößte Energieverbraucher ist, und wenn schließlich pro Jahr 420000 Menschen im Straßenverkehr verletzt und 8400 getötet werden, dann fällt es schwer, diesem vorwiegend technische Fakten darstellenden Wörterbuch vorbehaltlos zuzustimmen.

Von "Abfallgesetz" bis „Zweitraffinate" findet der Leser eine Reihe allgemeinverständlich formulierter Beschreibungen zu Details im Umkreis des Themas, Hinweise auf die herrschende Gesetzeslage, geplante Maßnahmen der Bundesregierung und schließlich einige Tipps zu umweltbewußtem Fahrverhalten. Störend ist immer wieder die einseitige Information: Der Katalysator wird propagiert, die Einwände gegen diese Technik aber nicht erwähnt. Vergebens sucht man nach stichhaltigen Angaben über die sozialen Kosten des Autofahrens, da " ... viele Wirkungszusammenhänge zwischen Kraftfahrzeugverkehr und Umwelt noch unzureichend bekannt sind". Wer gar auf die Idee kommt, nach umweltfreundlichen Alternativen im Bereich des Automobilbaus Ausschau zu halten, wird unter dem Stichwort "Solarmotor" schlicht vertröstet: " ... dessen Einsatz in Kraftfahrzeugen", heißt es lapidar, "scheitert noch an einer Vielzahl technischer Probleme".

So einfach ist das also. Die spektakulären und wegweisenden Leistungen der "Tour de Sol" und die (förderungswürdigen) Ansätze dieser hoffnungsvollen Alternative im individuellen Nahverkehr sollten sich schon bis in die Vorzimmer des Umweltministers herumgesprochen haben. Dort steht vorerst noch das Werben (und die zunehmende Sorge) um die Sicherheit deutscher Reaktortechnik auf der Tagesordnung.

Was Sie immer schon über Auto und Umwelt wissen wollten. Stuttgart (u. a.): Kohlhammer, 1987.224 S. DM 9,80/ sfr 8,20 / öS 76,40