Weltweit sind etwa 400 Mio. Pkw und 100 Mio. Lkw unterwegs, allein in Nordrhein-Westfalen sind mehr Pkw angemeldet als in ganz Afrika. Die Automobilindustrie ist zweifellos einer der bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren der westlichen Industrieländer, seit einiger Zeit steckt sie jedoch in einer tiefen Krise. Die Managementberater Roland Berger und Hans-Gerd Servatius sehen gerade in der gegenwärtigen Krise die Chance einer grundlegenden Neuorientierung. Ausgehend vom Ist-Zustand, den Versäumnissen der Branche und der Konkurrenzsituation entwickeln sie einen Vorschlag zur ökologischen Umorientierung, die eine Verbesserung der Wettbewerbschancen deutscher Autohersteller bringen könnte
Das gegenwärtige Zaudern der Automobilkonzerne, auf die Herausforderungen mit visionären Gesamtkonzepten zu antworten, ist ihrer Meinung nach eher auf Bewusstseins- als auf technologische Probleme zurückzuführen. Kritik wird an althergebrachten Konzepten, etwa den "City-Cars" geübt. bei denen unter neuen Blechkleidern zum Großteil nur gering novellierte Antriebskonzepte schlummern. Berger und Servatius gehen davon aus, dass technische Maßnahmen zur Optimierung bestehender und zur Entwicklung neuer Antriebskonzepte allein nicht genügen, sondern auch gesellschaftliche und emotionale Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Der Verkehr muss daraufhin untersucht werden, ob das Auto in jedem Fall das jeweils günstigste Transportmedium ist. Durch Ausweitung der Fußgängerzonen, Reduzierung von Parkplätzen und Parkdauer, Tempolimits, Verteuerung, Anhebung der Mineralölsteuer, Nahverkehrsabgaben und Straßennutzungsgebühren müsste die Attraktivität der Nutzung von privaten Automobilen eingeschränkt werden. Die Japaner machen sich unter dem Motto "Ecolution of the Car Innovation" bereits an eine Umgestaltung des Automobils, und in den USA haben auf Anregung von Vizepräsident AI Gore GM, Ford und Chrysler ein gemeinsames Forschungsprojekt für ein "Auto der Zukunft" angekündigt.
Die Autoren fürchten, dass Deutschland die große Chance einer "Green Leadership" wieder einmal versäumen könnte. In zwei alternativen Szenarios werden schließlich Handlungsoptionen für die Automobilindustrie erörtert. Sie muss, will sie langfristig ihr Überleben sichern, erforderliche Maßnahmen in Richtung ökologische Orientierung auf allen Ebenen verantwortlich umsetzen.
A.A.
Berger; Roland; Servatius, Hans-Gerd: Die Zukunft des Autos hat erst begonnen. Ökologisches Umsteuern als Chance.
München (u. e.): Piper; 1994. 2595., DM 48,-/sFr44,20/öS 375