
Luisa Neubauer beginnt beim Bücherregal ihrer Großmutter, „eine in Papierform gepresste Dokumentation eines unerklärlichen, unerträglichen, kollektiven Versagens“ (S. 10), oder: Jahrzehnte an Studien, Lösungsvorschläge und Konzepte zur Vermeidung schon eingetretener oder antizipierter Katastrophen der Klimakrise. Die Klimaschutzaktivistin führt in ihrem Essay unter anderem den Status quo der Klimakrise aus, bemerkt, dass wir als Gesellschaft in einer Krise der Ideen stecken, dass es Not tun würde, unsere Vorstellungskraft zu erweitern, weg von einem Fokus auf technologische Innovation, hin zu sozialen, kulturellen, künstlerischen und emotionalen Erneuerungen (vgl. 110f.). Sie prägt dabei den Begriff der Fossilität, meint damit „die Übermacht fossiler Energien gegenüber aller Alternativen“ (S. 52), erklärt, dass es bei Klimafragen immer auch um Fragen von Macht, Vorurteilen, Identität und Kultur geht. Auch wichtiger Teil ihrer Ausführungen: die Auseinandersetzung mit Hoffnung.
Neubauer erkennt eine Krise der Hoffnung: das Fehlen derselbigen wird als größte Gefahr für die ökologische Frage beschrieben, die Entdeckung von ihr als wohl wertvollste Ressource unserer Gegenwart. Dabei plädiert Neubauer für eine so genannte unbequeme Hoffnung, eine, die suchend, zweifelnd und verletzlich ist, auch keine unreflektierte Garantie bietet, dass alles gut wird (vgl. 21). „Hoffnung, die den Stürmen dieser Welt standhalten soll“, so die Autorin weiter, „ist keine Hoffnung, die man hat. Es ist eine Hoffnung, die man macht“ (S. 77). Neubauer spricht sich für den Versuch aus, individuelle Blickwinkel zu verschieben, nicht nur das Negative zu beachten, sondern auch das Positive wahrzunehmen, etwa Personen, die sich bereits engagieren, die etwas bewegen, denn: „Mut wächst dort, wo die Suche nach Hoffnung nicht länger als scheinbarer Beweis für die Vergeblichkeit von gutem Wandel angeführt wird, sondern als das verstanden wird, was sie ist: als unglaubliche Fähigkeit der Menschen, sich immer wieder neu in die Welt zu verlieben“ (S. 136). Und auch wenn diese Suche nach Hoffnung nicht leicht ist und mitunter verzweifeln lassen mag, so ist nach Neubauer gerade eben diese Suche eine gute Nachricht: „Menschen, die suchen, sind nicht bereit aufzugeben, selbst die größten Ungerechtigkeiten bringen sie nicht dazu, sich abzuwenden von der Welt. Und so ist die Krise der Hoffnung Hoffnung an sich“ (S. 137).








