Klimawandel, Ungleichheit, Umweltzerstörung, Krieg: Wenig hoffnungsfroh beginnt der US-amerikanische Archäologe Robert L. Kelly seine „kurze Geschichte von gestern und morgen“. Doch rasch wird klar, dass scheinbare Endpunkte in zigtausenden Jahren der menschlichen Geschichte letzten Endes Umbrüche waren – Wendepunkte, die Altes dem Ende zuführten und Neues entstehen ließen. Vier solcher Wendepunkte hat die Menschheit durchlaufen. „In chronologischer Reihenfolge sind dies: das Aufkommen der Technologie, der Kultur, der Landwirtschaft und von staatlichen Organisationen.“ (S. 13) Die Technologie der frühen Hominiden ab Homo erectus – Steinwerkzeuge sowie die Verwendung von Feuer – eröffnete eine neue Nische, die unseren Vorfahren einen eindeutigen Vorteil verschaffte. Das Aufkommen der Kultur brachte die Verwendung von Symbolen und damit einhergehend die Fähigkeit zum abstrakten Denken. Das hat auch unser Verhältnis zueinander verändert, etwa wenn es um die Aufstellung von Regeln geht: „Wir bestrafen jene, die kulturelle Regeln missachten, mit Sanktionen, die von einem abschätzigen Blick bis zur Todesstrafe reichen, je nachdem, gegen welche Regeln sie verstoßen haben.“ (S. 75) Der dritte Wendepunkt betraf die Entwicklung der Landwirtschaft und die damit verbundene Sesshaftigkeit des Menschen. Mit ihr wuchs die Bevölkerung, was jedoch Konkurrenzsituationen schuf. Damit kam es zum vierten Umbruch: der Entstehung von Staaten. Diese organisierten die Menschen, legten aber auch die Grundlagen für deren Ungleichbehandlung sowie Krieg als organisiertes Ereignis. Laut Kelly liegt zwar Gewalt als spontane Aggression in der Natur des Menschen, Krieg jedoch nicht.
Kelly ist überzeugt, dass wir am fünften Wendepunkt der Menschheitsgeschichte stehen. Im Anthropozän ändert die Menschheit die Erde in einem nie dagewesenen Ausmaß, mit hochproblematischen Folgen. Und doch zeigt er sich optimistisch: Wenn die Menschheit es richtig angeht, wird die Welt ein friedlicherer Ort. Dank der Globalisierung, dem weltumspannenden Kapitalismus und einer global entstehenden Kommunikationskultur rücken wir immer näher zusammen. Kelly sieht damit das Ende der Ära der Nationalstaaten und eine globale Zukunft für alle kommen: „Die Welt ist miteinander vernetzt; wir können unser Leben nicht mehr vom Leben anderer trennen.“ (S. 179)