Wetter – jede:r von uns beschäftigt sich täglich damit. Sei es, um die passende Kleiderwahl zu treffen, den Wochenendausflug zu planen oder eben wenn es um das inzwischen allgegenwärtige Thema Klimawandel geht. Doch was genau soll Wetter oder Klima eigentlich sein, wie entsteht das, was unsere Kleiderwahl und Zukunftsprognose beeinflusst? In „Wal macht Wetter“ nehmen uns die Autorinnen Frauke Fischer und Hilke Oberhansberg noch einmal mit zu den Grundlagen, die wir teils in der Schule schon gelernt haben dürften. Mit bunten Illustrationen, Bildern, Faktenkästen und viel Fantasie bekommen wir noch einmal das biologische, chemische und physikalische Basiswissen präsentiert, um die Ereignisse – die sich in den Nachrichten schier zu überschlagen scheinen – besser verstehen und einordnen zu können. Ist die Katastrophe im Ahrtal Teil des Klimawandels oder ein leider zu erwartendes Wetterereignis? Wieso haben wir jetzt Angst, der Jet-Stream könnte erlahmen, warum machen uns 2-3 Grad Celsius nervös und macht der Wal tatsächlich Wetter? Und die vielleicht wichtigste Frage: warum ist dieser Trend am Ende menschengemacht und keine natürliche Schwankung, wie sie die Erde seit jeher erlebt?
Faszinierende Selbstregulation der Natur
Wir erfahren zunächst, wie ausgebufft die Natur sich organisiert hat, um das Temperaturgleichgewicht der letzten elf Jahrtausende (Holozän) herzustellen und welches uns das Überleben am Ende erst ermöglichte. Gleichzeitig erfahren wir aber auch von den vielen kleinen Eingriffen des Menschen, und welche Kettenreaktionen diese in dem sensibel ausgerichteten System Erde auslösen. Eingriffe in den schnellen und langsamen Kohlenstoffkreislauf, Störungen der Photosynthese, versauerndes Meer usw. sind allesamt nur die ersten Dominosteine, die aber eine ganze Kette an Ereignissen nach sich ziehen. Diese haben dann zuallererst traurige Konsequenzen für die Pflanzen- und Tierwelt, erwischen früher oder später aber auch den Menschen, da dieser, entgegen seiner derzeit gelebten Realität, eben nicht getrennt von seiner Umwelt betrachtet werden kann.
Manch eine:r mag bei diesen Aussichten in Fatalismus verfallen, doch – um dem Credo des Buches zu folgen – „Optimismus ist Pflicht!“ (S. 196). Es gibt viele Überlegungen und Ansätze, die dieser Dynamik entgegenwirken wollen. Viele öffentlich besprochene sind dabei technologischen Ursprungs (z. B. das Carbon Capture and Storage-Verfahren), aber auch das kann die Natur besser, während sie damit gleichzeitig auch noch Leben produziert – titelgebendes Beispiel ist hier der Wal (vgl. S. 79ff.). Und so zeigen uns die Autorinnen viele der klugen Mechanismen der Biodiversität, die die Natur zur Klima-Adaption bereithält.
Der Mensch muss sich der Natur anpassen
Das Buch hat sich die Mühe gemacht, die allgegenwärtige Klimarhetorik in einen soliden Wissenskontext zu setzen, der für jede Person verständlich, aber sicher auch erschreckend unbestreitbar ist. Nach der Lektüre erschließt sich einmal mehr die absolute Dringlichkeit, menschliche Einflüsse auf die sensiblen Naturgleichgewichte auf ein Minimum reduzieren zu müssen. Wir sind Teil dieser Welt und müssen an dieser Stelle nicht nur unser eigenes Überleben, sondern das der Erde wie sie heute ist verantworten. Der sogenannte Mittelweg zwischen Klimaschutz und Wirtschaft – wie ihn das Bundesumweltamt vorschlägt – ist so betrachtet nur noch fahrlässig. Und so erschließt sich die Moral dieser Geschichte: In Zukunft muss sich der Mensch wieder mehr seiner Umwelt anpassen, anstatt sich diese nach unseren derzeitigen Wachstumsvorstellungen zu eigen zu machen.