Birgit Schneider

Der Anfang einer neuen Welt

Ausgabe: 2023 | 3
Der Anfang einer neuen Welt

Die Autorin, die als Kultur- und Medienwissenschaftlerin an der Universität Potsdam arbeitet, hat fünf Essays zu einem Buch zusammengepackt, mit „zu wenig beachteten Ideen und Sichtweisen“ (S. 15), die dem Verstummen angesichts des Klimawandels entgegenwirken sollen.

Im ersten Essay plädiert sie dafür, neben der wissenschaftlichen Aufbereitung des Klimawandels auch andere „Wahrheitsformen“ (S. 60) zuzulassen, wie v. a. das persönliche Erleben z. B. von sich verschiebenden Jahreszeiten, oder auch das Einnehmen von anderen Perspektiven, wie z. B. von Tieren, Pflanzen oder auch Dingen.

Da die Klimakrise nicht mehr vorbeigehen wird, sollten wir akzeptieren, dass wir es mit dem „Anfang einer neuen Realität“ (S. 111) zu tun haben. Angesichts dieser Situation heißt es, „den Mut aufbringen, auf etwas Gutes jenseits des Abgrunds zu hoffen“ (S. 116).

Der dritte Essay fragt für die letzten 50 Jahre, warum „Wissen nicht zu genug Handeln führte“ (S. 147 ff.). Hier geht es u. a. darum, ob die gängige Klimakommunikation in Form einer „einseitigen Aufklärung durch Expert:innen“ (S. 163) vielleicht kontraproduktiv gewesen sein könnte, und „Klimalangeweile“ angesichts eines „fortlaufenden Requiems“ erzeugt haben könnte. Die Autorin plädiert hier für „weniger Vorträge, mehr Dialoge“ (S. 164).

Wie sehr Klimawandel auch Kulturwandel bedeuten wird, ist Inhalt des vierten Essays, in dem u. a. CO2-Kolonialismus und Klima-Rassismus zur Sprache kommen. Dabei stellt die Autorin auch den Begriff des „menschengemachten“ Klimawandels in Frage, weil eben nicht „der Mensch“ an sich Verursacher sei, sondern nur ein kleiner, oftmals weißer Teil der Menschheit.

Im letzten Essay geht es darum, dass wir neue Narrative brauchen, die über die drei traditionellen Erzählungen zum Klimawandel (Apokalypse, Technik wird es richten, Ökotopia) hinausweisen und Lust auf Zukunft machen könnten.

Das Buch bietet einen reichhaltigen Fundus an nicht allseits bekannten Ideen und Aktivitäten. Wer Anregungen in Form von offenen Fragen sucht, liegt mit diesem Buch richtig; wer hingegen fertige Antworten sucht, wird enttäuscht sein. Da gibt sich die Autorin ganz ehrlich, wenn sie z. B. schreibt: „Ich selbst habe keine abschließenden Antworten“ (S. 214), oder wenn sie ihre „Zweifel am Ende dieses Buches“ (S. 258 ff.) beschreibt.