
Minxin Pei: The Sentinel State. Surveillance and the Survival of Dictatorship in China
Dieses kleine Bändchen bietet einen detaillierten, aber prägnanten Überblick über die Rahmenbedingungen, Teilbereiche und Strategien der Überwachungspraktiken der KPCh – von der Ära Mao bis zur Zeit nach dem Tiananmen-Massaker. Darüber hinaus liefert es im weiteren Sinne Orientierung zu den Dilemmata und Herausforderungen, mit denen zentral und dezentral organisierte Diktaturen konfrontiert sind. Ein Werk, das auch die aktuelle deutsche Debatte über die Auswirkungen der DDR auf die politischen Entwicklungen der Gegenwart bereichern kann. Stephan Renker
Harvard University Press, Cambridge/Massachusetts 2024 · 336 Seiten
Bruno S. Frey · Christian R. Ulbrich: Automated Democracy. Die Neuverteilung von Macht und Einfluss im digitalen Staat
Nach der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft steht nun die tiefgreifende Digitalisierung von staatlichen Institutionen und Verwaltung an. Mit „Automated Democracy“ bezeichnen die Autoren die hierdurch „heraufziehenden Veränderungen, ihre verschiedenen Facetten und (möglichen) Folgen“ (S. 16). Neben einer spannenden Beschreibung der zu erwartenden Dynamiken werden zum Teil unkonventionelle Maßnahmen präsentiert, damit sich der Digitale Staat in eine demokratiefreundliche Richtung entwickelt. Jean-Marie Krier
Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2024 · 384 Seiten
Lena Gilhaus: Verschickungskinder. Eine verdrängte Geschichte
Bis in die 1990er Jahre, so schreibt Lena Gilhaus, finden etwa 15 Millionen Kinderkuren in der BRD und DDR statt, wobei dabei Träger des gesamten politischen wie weltanschaulichen Spektrums beteiligt sind. Gilhaus recherchiert zu Ausmaß, Organisation und Finanzierung, erzählt vor allem von einem System von Machtmissbrauch und Gewalt. In vielzählige Erfahrungsberichte bettet die Autorin historische Abrisse zu diesen so genannten Kinderverschickungen, wie auch zu der damit verknüpften Entwicklung der Erziehungswissenschaften seit dem 18. Jahrhundert. Katharina Kiening
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023 · 352 Seiten
Lena Gorelik et al. (Hg.): Trotzdem sprechen. Ein intellektueller Paukenschlag
„In Israel und Palästina herrscht Krieg, Menschen befinden sich in Geiselhaft, der gesamte Gazastreifen erlebt eine humanitäre Katastrophe – und in Deutschland spricht man vor allem über Deutschland“ (S. 7) – so leiten Lena Gorelik, Miryam Schellbach und Mirjam Zadoff einen Band ein, der einlöst, was er im Titel verspricht: Es wird trotzdem gesprochen. Trotz einer zu beobachtenden Verhärtung im Diskurs wird hier einer Suche nach Worten Raum gegeben, die sich aus verschiedenen Perspektiven, Hintergründen und Standpunkten speist. 17 lesenswerte Beiträge sind es, die präsentiert werden und die, wie Hadija Haruno-Oelker es in ihrem Text schreibt, klar machen: „Es bedeutet, den Diskurs nicht den Polarisierenden zu überlassen: den Menschen, die spalten oder von der Spaltung profitieren“ (S. 163). Katharina Kiening
Ullstein Verlag, Berlin 2024; 224 Seiten · 224 Seiten