Jochen Mack

Zusammen. Vielfalt. Leben!

Ausgabe: 2025 | 2
Zusammen. Vielfalt. Leben!

Wer das Wort Inklusion hört, verbindet damit im Regelfall zuallererst Menschen mit körperlichen Behinderungen, welche am gesellschaftlichen Alltag teilhaben können, beziehungsweise können sollten. Doch das ist eine verkürzte Perspektive, so der Autor Jochen Mack. Denn Inklusion betrifft auch von Armut Betroffene, Menschen mit Migrationsgeschichte, Personen mit psychischen Erkrankungen, sowie von Alterseinsamkeit Betroffene. In einem kurzen Kapitel behandelt Mack zudem noch die Gruppe der Beneideten: Die selbst gewählte Exklusion der Schönen und Reichen. „Die Leitidee von Inklusion beschreibt also einen revolutionären Ansatz: Es geht nicht mehr darum, wie sich die ‚Ausgeschlossenen‘ oder ‚Abgehängten‘ verändern oder anpassen müssen, damit sie (wieder) dazugehören zur großen Gemeinschaft, sondern die Bringschuld liegt bei den einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft, den kleinen und großen Organisationen und nicht zuletzt bei der Politik, die deren strukturellen Rahmen gestaltet“ (S. 9).

Missverständnisse zur Inklusion

Einleitend arbeitet der Autor populäre Missverständnisse zur Definition von Inklusion auf. Inklusion ist etwa nicht mit Integration gleichzusetzen, ein Thema, welches insbesondere Schulen betrifft, da hier oftmals zwar von Inklusion gesprochen aber Integration erwartet wird. Der Unterschied liegt in der Frage, wo es Anpassungsleistungen durchzuführen gilt. Integration deutet darauf hin, dass sich das Schulkind an das Umfeld Schule anpassen muss, Inklusion meint, dass sich das System Schule so verändern muss, dass allen Kindern unabhängig ihrer Beeinträchtigungen ein guter Schulalltag ermöglicht wird. Ähnliche Herausforderungen konstatiert der Autor aber auch bei Ämtern und in der Verwaltung.

Folgen und Aufhebung der Exklusion

Mack führt unterschiedliche Coping-Strategien im Umgang mit Exklusion an, zum einen kann ein Anpassen an bestehende Rollenbilder geschehen, was bei der Person selbst das Gefühl der Exklusion jedoch nur weiter verstärkt, da ein angepasstes Dasein oft nicht den eigentlichen Persönlichkeitsmerkmalen entspricht – vorausgesetzt, dass es der Person überhaupt möglich ist, sich anzupassen. Wird der gegensätzliche Weg der Abschottung und des Rückzuges aus dem öffentlichen Raum gewählt, grenzt sich die betroffene Person selbst aus. Es scheint also egal zu sein, wie Betroffene reagieren, eine Auflösung der Ausgrenzung wirkt kaum erreichbar.

Das Buch endet mit einem Handlungsappell, denn in Anbetracht der Folgen von Exklusion gibt es viel zu tun, für die Politik wie auch die Zivilgesellschaft, wie Mack betont. Zuerst braucht es einen Grundkonsens zum Ziel der inklusiven Gesellschaft. Der Leitgedanke einer inklusiven Gesellschaft beinhaltet insbesondere die Überzeugung, dass Verschiedenheit ein Gewinn ist, überall ermöglicht wird, wo es umsetzbar ist. Die individuellen Fähigkeiten der Menschen sollten gefördert werden, unabhängig ihres kulturellen Hintergrundes und anderen Faktoren.  Besonders wichtig ist auch das Feld der demokratischen Mitwirkung, hier tut sich dem Autor zufolge zwar schon einiges, dennoch müssen sich Strukturen nachhaltig ändern und politische Mitwirkung zugänglicher gestaltet werden.

Zusammenfassend bietet das Buch wichtige Gedanken zum Thema der Inklusion, räumt mit veralteten Sichtweisen auf und zeichnet ein neues Bild unserer Gesellschaft, was Leser:innen zur vertiefenden Auseinandersetzung mit neuen Wegen des Miteinanders inspirieren kann.