Der Zustand unserer Umwelt und die Situation in der Dritten Welt verschlechtern sich zunehmend. Deshalb versuchen die Autoren zu ergründen, welchen Anteil unsere Wissenschaften an der Krise haben. Globalanalysen und Strategieempfehlungen führten bisher leider nicht zu angemessenen Verhaltensänderungen, obwohl es nicht an Konzepten mittlerer Reichweite fehlt, die geeignet wären, Verelendung und Naturzerstörung abzuschwächen bzw. aufzuhalten. In Detailanalysen geht es darum, auf welcher Datenbasis Aussagen getroffen werden und Prognosen über langfristige Entwicklungstendenzen zustand~ kommen. Auch die Rolle der Wissenschaftler Im politischen Prozess der Entscheidungsfindung steht zur Diskussion. Kritisiert werden „Umweltmanaqer". die ihr Augenmerk ausschließlich auf intelligentere und effizientere Nutzung der verfügbaren Ressourcen richten, anstatt auf eine "intelligente Reduzierung der Bedürfnisse" hinzuwirken. Es ist nicht sinnvoll, so Diefenbacher und Ratsch, auf die Wissenschaft zu verzichten. Sie kann Wahrscheinlichkeitsaussagen treffen und damit Handlungsperspektiven eröffnen. Voraussetzung durchgreifenden Erfolgs ist allerdings ein interdisziplinärer Ansatz. An den Beispielen Entwaldung, Ressourcenverbrauch und Verschuldung wird gezeigt, was im Einzelnen zu leisten wäre. Es muss gelingen, verschiedene relevante Einflussgrößen darzustellen, das Spektrum der Optionen politischen Handelns offenzulegen und die jeweiligen Unsicherheiten deutlich zu benennen. Unter diesen Gesichtspunkten könnten sich durchaus tragfähige Richtlinien für politisches Handeln ergeben. Es geht darum, "dass politisches Handeln von vornherein aufgefordert wird, mit den Ergebnissen der Wissenschaften vorsichtiger umzugehen, nicht blindlings auf die Richtigkeit einer Aussage zu vertrauen, sondern Alternativen abzuwägen". Eine der dringendsten Aufgaben der Forschung sehen die Autoren daher in der öffentlichen Aufklärung und Bewusstseinsbildunq. um Einsichten zu verbreiten und dadurch Druck auf Regierungen auszulösen. Alfred Auer
Diefenbacher, Hans; Ratsch, Ulrich: Verelendung durch Naturzerstörung. Die politischen Grenzen der Wissenschaft. Frankfurt/M..: S. Fischer, 1992. 266 S. (Sachbuch Fischer; 10736) DM 18,80/ sFr 15,90/ öS 146,60
