Ein Gespräch mit Stephan Schmidheiny

Ausgabe: 1992 | 1

In der Tat Erhellendes bietet der erste Beitrag einer Serie, in welcher DIE ZEIT maßgebliche Stimmen zum bevorstehenden UN-Entwicklungs- und Umweltgipfel zu Worte kommen lässt. Stephan Schmidheiny, der schon vor Jahren dafür sorgte, dass das familieneigene Unternehmen Eternit auf die Verwendung von Asbest im Faserzement verzichtete, gilt als "grüner Kapitalist" nicht nur, weil er sein Privatflugzeug verkauft hat. Nein, er macht sich auch Gedanken darüber, wie die durch staatliche Eingriffe „fehlgesteuerte Marktwirtschaft" ihr Engagement für die Umwelt unter Beweis stellen könnte. Ökosteuern sind notwendig, aber bitte in Maßen und bescheidenen Raten. Für moralische Empfindsamkeit bleibt aufgrund der scharfen Konkurrenz kein Spielraum, aber selbstverständlich kann längerfristig nur überleben, wer zu teilen bereit ist und in größeren Dimensionen plant. Erfreulich, dass Herr Schmidheiny vor allem bei der jungen Generation Anzeichen für eine Bewusstseinsänderung sieht; bezeichnend und entlarvend hingegen, dass "damit in den nächsten fünf, zehn Jahren keine Politik (zu) machen" ist. Die Voraussetzungen für den annoncierten "Kurswechsel" - unter diesem Titel erscheinen die Empfehlungen des von Schmidheiny präsidierten" Business Council for Sustainable Development" demnächst auch in deutscher Sprache - stehen nicht günstig. Die Erwartungen an den Umweltgipfel mögen hoch, zu hoch gegriffen sein. Unter den hier skizzierten Prämissen aber scheint es auch müßig, auf den Erfolg eines längeren Prozesses zu setzen. Walter Spielmann

"Wir sind total fehlgesteuert". Ein ZEIT-Gespräch mit Stephan Schmidheiny, dem Schweizer Topmanager und Industrie-Berater für den Erdgipfel in Rio de Janeiro. In: DIE ZEIT. Nr. 7, v. 7.2.1992, S.35