6 Bücher. 6 Themen.

Ausgabe: 2022 | 4
6 Bücher. 6 Themen.

Dave Goulson, Stumme Erde

Dave Goulson hat eine mitreißende Erzählweise. In seinem neuesten Werk blickt der Insektenliebhaber und -experte mit seinen Leser:innen in eine ungewisse Zukunft. Denn, ob man nun mehr oder weniger mit den kleinen Krabblern anfangen kann, eines steht fest: Die Art des Menschen die Erde zu bewirtschaften kostet unter den Insekten unzählbar viele Opfer. Geduldig erzählt uns Goulson vom Siegeszug der Insekten bis zu ihrer heutigen Bedrohung, welche, so traurig sie an sich schon ist, schlussendlich zu harten Konsequenzen für die Menschheit führen wird. Dhenya Schwarz

Dave Goulson: Stumme Erde. Warum wir die Insekten retten müssen Carl Hanser Verlag, München 2022 · 368 Seiten

Olaolu Fajembola, Tebogo Nimindé-Dundadengar, Gib mir mal die Hautfarbe

Für die Autorinnen Fajembola und Nimindé-Dundadengar steht fest: Kindererziehung muss antirassistisch sein. Die Gründerinnen des Onlineshops Tebalou, der sich auf Spielsachen für Kinder aus diversen Gesellschaften spezialisiert, zeigen in ihrem Ratgeber, dass rassistische Strukturen bereits im jungen Alter prägen. Umso wichtiger ist es, so früh wie möglich Diskriminierungen zu benennen und antirassistische Verhaltensformen zu unterstützen. Nach einem kurzen historischen Abriss fokussiert das Buch auf Tipps, wie man mit Kindern über Rassismus spricht und jenseits hegemonialer Strukturen erzieht. Magdalena Mühlböck

Olaolu Fajembola · Tebogo Nimindé-Dundadengar: Gib mir mal die Hautfarbe. Mit Kindern über Rassismus sprechen. Beltz Verlag, Weinheim 2021 · 247 Seiten

Annekathrin Grünberg et al., Future Skills 

Die Zukunft ist ungewiss. Ungewiss ist somit auch, welche Kompetenzen in Zukunft gefragt sein werden. Wo den Schwerpunkt legen? Auf Technologie und Digitalisierung? Oder auf kreative, kommunikative, kooperative Fähigkeiten? Das Thema Future Skills war nie so brennend wie heute, heißt es im gleichnamigen Kompendium, das sich auf die zweite Seite schlägt. Es beschreibt 30 zukunftsentscheidende Kompetenzen und plädiert für einen erweiterten Bildungsbegriff: für ein Menschenrecht auf Kompetenzbildung. Winfried Kretschmer

Annekathrin Grünberg et al. (Hg.): Future Skills. 30 zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können. Die Zukunft ist ungewiss. Ungewiss ist somit Vahlen Verlag, München 2021 · 414 Seiten

Katja Diehl, Autokorrektur

„Um 1900 waren in den USA die wenigen Automobile zu 40 Prozent mit Dampfkraft, zu 38 Prozent elektrisch und nur zu 22 Prozent fossil betrieben.“ (S. 21) Es dauerte nur zwei Jahrzehnte, bis sich der Siegeszug der fossil betriebenen Autos und deren Vormachtstellung im öffentlichen Raum durchzusetzen begann. Mit Prozessen der Verdrängung zugunsten des Autos und dessen Folgen beschäftigt sich Katja Diehl im Buch Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt. Die Aktivistin und Autorin, die unter anderem im Beirat des österreichischen Klimaschutzministerium tätig ist, zeigt pointiert den direkten Zusammenhang zwischen einer lebenswerten Mobilität und einer inklusiven Gesellschaft auf: „Autokorrektur schaut auf Minderheiten, was letztendlich der Mehrheit dient.“ (S. 241) Carmen Bayer

Katja Diehl: Autokorrektur. Mobilität für eine lebenswerte Welt. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022 · 272 Seiten

Francis Fukuyama, Liberalism and Its Discontents

Der Liberalismus stehe unter Druck – von Rechts, wo Demokratiefeindlichkeit um sich greife, aber auch von Links, wo Identitätspolitik eine Cancel-Culture beschleunige. Francis Fukuyama fürchtet eine Bedrohung sozialer Rechte von beiden politischen Lagern, weil sie, wie der Neoliberalismus, die Idee der „individuellen Autonomie ins Extreme“ ausreizten (S. 47). Liberalism and Its Discontents plädiert für die Grundidee des Liberalismus, die sich durch Rechtsstaatlichkeit, Gleichheit und den Schutz individueller Rechte durch einen starken Staat auszeichnet. Janine Heinz

Francis Fukuyama: Liberalism and Its Discontents. Profile Books, London 2022; 384 Seiten

Matthew T. Huber, Climate Change as Class War

Dieses Buch bietet einen radikalen Perspektivwechsel in der Nachhaltigkeitsdebatte: wir sollten nicht bei individuellen Konsumentscheidungen ansetzen, sondern bei denjenigen, die damit Profit machen – der besitzenden Klasse in der Erdöl- und Produktionsindustrie. Für Matthew T. Huber kann Klimapolitik nur wirksam sein, wenn sie den Großteil der Bevölkerung anspricht: die Arbeiter:innenklasse. Anhand des Green New Deals in den USA zeigt Huber, wie sich Arbeiter:innen- und ökologische Interessen verbinden und im Kampf gegen die Klimakrise wirksam einsetzen lassen. Stefanie Gerold

Matthew T. Huber: Climate Change as Class War. Building Socialism on a Warming Planet. Verso, London 2022; 320 Seiten