Umweltökonomie. Eine interdisziplinäre Einführung

Ausgabe: 1997 | 4

Ausgangsthese der Autorinnen - sie lehren an der Universität Augsburg im Studienfach „Umweltökonomie" ist daß Aussagen aus einem breiten Spektrum von Wissenschaftsdisziplinen erforderlich sind, um Zusammenhänge zwischen Umwelt und Wirtschaft fundiert beleuchten zu können. Dem Anspruch der ”Interdiszipinarität" werden die Autorinnen insofern gerecht, als neben ökonomischen und betriebswirtschaftlichen Abhandlungen im engeren Sinn auch Beiträge aus der Anthropologie und Umweltpsychologie, dem (deutschen) Umweltrecht. dem Verkehrswesen sowie zu Umwelttechnik und Risikoforschung aufscheinen. Unter dem Titel "Umweltschutz als politische Aufgabe" stellt Knorring die große Bedeutung wirtschafts- und umweltpolitischer Leitbilder für das Wahrnehmen von Umweltproblemen und die Entwicklung von Strategien zu deren Lösung ab. Das Paradigma der neoklassischen Umweltökonomie, das die Ökonomie-Lehrbücher beherrscht (insofern in diese umweltbezogene Überlegungen überhaupt Eingang finden), sieht Umweltprobleme grundsätzlich durch als ökonomische Herausforderung. Wesentliche Charakteristika sind die Ökonomisierung und ”Verpreisung" der Umwelt; auch der Wohlstand könne demnach in Geldeinheiten ausgedrückt werden. Die Ursache von Umweltproblemen wird folgerichtig im Versagen des Markt- und Preismechanismus gesehen. Das Leitbild der dauerhaft-umweltgerechten Entwicklung dagegen basiert auf einem breiteren Verständnis von Wohlstand und betont die enge Vernetzung zwischen ökonomischem und ökologischem System.  Nicht die ökonomische Effizienz, sondern die ökologische Effektivität bestimmt hier die umwelt- und wirtschaftspolitischen Strategien. Die weiteren Texte nehmen leider kaum Bezug auf diesen Artikel. Insgesamt wurde auf Querverbindungen zwischen den einzelnen Beiträgen weitgehend verzichtet der Zusammenhang sollte - so die Herausgeber - erst durch die Lektüre Gestalt annehmen. Dabei seien Spannungen und Inkompatibilitäten auszuhalten. "die dem unterschiedlichen Hintergrund, den Weltbildern und wissenschaftlichen Paradigmen der einzelnen Autoren geschuldet sind': Darauf hat sich der Leser in der Tat gefaßt zu machen. W Sch.

Umweltökonomie. Eine interdisziplinäre Einführung. Hrsg. v. Martin StengeI ...München: Vahlen, 1997. 287 S.